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Ein systematisches Review von Fallberichten zur arzneimittelinduzierten progressiven multifokalen Leukenzephalopathie assoziiert mit monoklonalen Antikörpern
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Veröffentlicht: | 3. März 2015 |
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Hintergrund: Obwohl randomisierte kontrollierte Studien den Goldstandard für therapeutische Fragestellungen darstellen, haben sie nur ein begrenztes Vermögen, seltene unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) aufzudecken. Wenngleich Fallberichte in den unteren Bereich der Evidenzhierarchie eingestuft werden, haben sie für die Pharmakovigilanz einen großen Stellenwert. Als seltene UAW wurde die progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) mit der Einnahme monoklonaler Antikörper (MAK) assoziiert. Ziel dieses Reviews war die Erhebung von Charakteristika HIV-negativer PML-Fälle, die nach einer MAK-Therapie auftraten.
Methoden: Erfasst wurden alle zwischen dem 1. Januar 1985 und dem 21. Mai 2013 in Medline publizierten Fallberichte HIV-negativer PML-Fälle, die MAK einnahmen. Daten wurden bezüglich der Basischarakteristika, der zugrunde liegenden Erkrankungen und der immunsuppressiven Arzneimitteltherapien erhoben. Darüber hinaus wurde ein Kausalitätsassessment nach den Kriterien des WHO Kausalitätsassessment-Systems durchgeführt.
Ergebnisse: Von den in 90 Publikationen berichteten 182 eingeschlossenen PML-Fällen waren 51,7 % weiblich. Das mediane Alter betrug 47 Jahre und 44,4 % der Fälle verstarben. Häufig berichtete zugrunde liegende Erkrankungen waren multiple Sklerose (48,4 %), lympho- und myeloproliferative Erkrankungen (29,7 %), rheumatische Erkrankungen (14,8 %) und Transplantationen (13,2 %). Vor Beginn der PML-Symptome wurden die Fälle häufig mit Natalizumab (49,5 %), Rituximab (39,6 %) oder Efalizumab (4,4 %) therapiert. Weitere berichtete MAK waren Infliximab, Alemtuzumab, Basiliximab, Brentuximab Vedotin, Ibritumomab Tiuxetan, Adalimumab und Cetuximab. Zudem wurde oftmals über die Einnahme weiterer immunsuppressiver Arzneimittel berichtet wie Cyclophosphamid, Prednison, Methotrexat, Vincristin, Mitoxantron und Azathioprin. Wahrscheinliche Kausalzusammenhänge zeigte das Kausalitätsassessment ausschließlich für 57,8 % aller mit Natalizumab assoziierten PML-Fälle. Dagegen wurden für Rituximab, Efalizumab, Brentuximab Vedotin, Infliximab, Alemtuzumab, Basiliximab und Ibritumomab Tiuxetan lediglich mögliche Zusammenhänge identifiziert.
Schlussfolgerung: Wahrscheinliche Kausalzusammenhänge wurden nur für Natalizumab ermittelt, da in der Kausalitätsbewertung anderer MAK oftmals immunsuppressive Arzneimittel und zugrunde liegende Erkrankungen als alternative Ursachen vorlagen. Zur näheren Untersuchung dieser Interaktionen bedarf es weiterer Forschung.