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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Effektivität adhärenzsteigernder Interventionen: ein systematischer Review mit Metaanalyse von randomisierten kontrollierten Studien in Subsahara-Afrika

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Tim Mathes - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (Universität Witten/Herdecke), Köln, Deutschland
  • author Sunya-Lee Antoine - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (Universität Witten/Herdecke), Köln, Deutschland
  • author Dawid Pieper - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (Universität Witten/Herdecke), Köln, Deutschland

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP9c

doi: 10.3205/15ebm071, urn:nbn:de:0183-15ebm0712

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Mathes et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Subsahara-Afrika sind 70% aller HIV bedingten Todesfälle zu verzeichnen. Adhärenz ist ein wichtiger Faktor zur Erreichung einer dauerhaften Virussuppression bei HIV. Es wird geschätzt, dass ca. 23% der HIV-Infizierten in dieser Region nicht ausreichend adhärent sind.

Ziel dieses systematischen Reviews war es die Effektivität adhärenzsteigernder Maßnahmen bezüglich Adhärenz und patientenrelevanter Endpunkte zu prüfen.

Methoden: Es wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE und EMBASE (Recherchezeitraum: 2001-2012) und eine Handrecherche durchgeführt. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCT) zu adhärenzsteigernden Interventionen an erwachsenen HIV-infizierten Patienten in Subsahara-Afrika in denen ein validierter klinischer Surrogat und/oder ein patientenrelevanter Endpunkt erhoben wurde. Bei gleichem Interventionstyp und Endpunkt wurde eine Metaanalyse durchgeführt.

Die Daten wurden in standardisierte Tabellen extrahiert und das Risiko für systematische Verzerrung bewertet (Cochrane Risk of Bias Tool). Die Studienselektion und Studienbewertung wurde von zwei Gutachtern unabhängig durchgeführt. Die Datenextraktion und Metaanalyse wurde von einem zweiten Gutachter qualitätsgesichert. Alle Diskrepanzen wurden bis zur Erzielung eines Konsensus diskutiert.

Ergebnisse: Sechs RCT erfüllten alle Einschlusskriterien. Abgesehen von einer RCT zeigten alle eingeschlossenen Studien eine Effektrichtung zugunsten der Intervention. In einer Studie waren sowohl die Adhärenz wie auch der klinische Endpunkt signifikant höher in der Interventionsgruppe (SMS-Support vs. keine Intervention). Die anderen Studien zeigten entweder keinen signifikanten Effekt für einen oder beide Endpunkte. In der Metaanalyse zeigte nur die SMS-Intervention gegenüber keiner adhärenzsteigernden Maßnahme eine signifikante Adhärenzsteigerung (Mittlere Differenz der durchschnittlichen Adhärenz: -10,00%; 95%KI: -17,00%, -3,00%). Jedoch war der Endpunkt Mortalität für diesen gepoolten Vergleich nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Die betrachteten Maßnahmen steigern die Adhärenz überwiegend nur gering und zeigen keinen signifikanten Effekt auf patientenrelevante Endpunkte. Vermutlich ist die hohe Einschlussrate an relativ adhärenten Patienten ein Grund hierfür, da diese nur ein geringes Potential zur Adhärenzsteigerung durch die Intervention zulässt (Deckeneffekt).

Es bestehen keine Interessenkonflikte.