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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Potentiale und Validität der Messung von Patientenpräferenzen

Meeting Abstract

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  • corresponding author Axel Mühlbacher - Hochschule Neubrandenburg, Deutschland
  • Daniel Strech - Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmB4

doi: 10.3205/15ebm034, urn:nbn:de:0183-15ebm0344

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Mühlbacher et al.
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Gliederung

Text

Der Respekt der Patientenautonomie ist eines der zentralen ethischen Grundprinzipien in der Medizin. Wenn Patienten über die Inanspruchnahme von Gesundheitstechnologien entscheiden wollen/sollen, sehen sie sich oftmals großen Herausforderungen gegenüber. Dies liegt mitunter an der Komplexität entscheidungsrelevanter Faktoren wie u.a. die Anzahl der Zielkriterien und der Bewertung von Validität und Reliabilität der Evidenz. Dies ist ein zentraler Grund warum bestimmte Entscheidungen zur Evaluation von Gesundheitstechnologien teilweise oder vollständig an Experten delegiert werden. Aufgrund dieser Informationsasymmetrien entscheiden die Institutionen der Selbstverwaltung im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) stellvertretend und im Interesse der Betroffenen über die Finanzierung von Gesundheitstechnologien durch die GKV. Begleitend ist seit dem Jahr 2003 eine Patientenbeteiligung (ohne Stimmrecht) im GBA vorgesehen damit die Patienteninteressen angemessen vertreten werden.

Die Messung von Daten zu Nutzen- und Schadens-Potentialen folgt dem Prinzip der Evidenz-basierten Medizin. Die Abwägung der Nutzen- und Schadens-Potentialen selber erfolgt jedoch (zugespitzt formuliert) „Eminenz-basiert“. Sprich, die im GBA beteiligten Experten und Patientenvertreter diskutieren qua ihrer persönlichen Expertise, wie im Interesse der Betroffenen die verschiedenen Nutzen- und Schadenspotentiale gegeneinander abgewogen werden sollen. Mit der Conjoint Analysis und dem Analytic Hierarchy Process (AHP) wurden in zwei vom IQWiG organisierten Pilotstudien bereits existierende Verfahren evaluiert, welche Patientenpräferenzen (DCE) oder Patientenprioritäten (AHP) quantitativ messen. Mit diesen Ergebnissen könnte man die Nutzen-Schaden Abwägungen im GBA auf Basis der patientenseitigen Evidenz organisieren. Offen bleibt, wie die „Validität“ dieser Ergebnisse beurteilt wird und welchen ethisch-legitimativen „Wert“ man empirisch gemessenen Patientenpräferenzen zuschreiben kann? Diese beiden grundlegenden Fragen möchte der Workshop adressieren. Ziel des Workshops ist es, die methodischen und ethischen Kernfragen für eine rationale Diskussion zur angemessenen Rolle von gemessenen Patientenpräferenzen zu identifizieren und wenn möglich, in ihrer Praxisrelevanz orientierend zu priorisieren. Der Workshop baut auf dem vorangegangenen Plenumsbeitrag von Prof. Axel Mühlbacher auf.

Input 1: Normative Argumente für oder gegen die Relevanz von „gemessenen“ Patientenpräferenzen (Prof. Daniel Strech, Hannover)

Plenum: Diskussion zur Validität und Relevanz der Argumente. Spezifizierung der wichtigsten, offenen Fragen aus ethisch-legitimativer Perspektive

Input 2: Vertiefung methodischen Fragen zur Reliabilität und Validität von Studien der Präferenzmessung im Gesundheitswesen (Prof. Axel Mühlbacher, Neubrandenburg),

Plenum: Diskussion zur Validität und Praktikabilität bestehender Methoden für „gemessene“ Patientenpräferenzen. Spezifizierung der wichtigsten, offenen Fragen aus methodischer Perspektive.