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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Effektivität von computerbasierten Systemen der Entscheidungsunterstützung in der Förderung eines rationalen Antibiotikaeinsatzes in der ambulanten Versorgung – Ein systematischer Review

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Jakob Holstiege - Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau, Deutschland
  • author Tim Mathes - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • author Dawid Pieper - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmD1d

doi: 10.3205/15ebm019, urn:nbn:de:0183-15ebm0195

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Holstiege et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Exzessiver und nicht leitliniengerechter Einsatz von Antibiotika beschleunigt die unnötige Entstehung multiresistenter Keime. Ursachen für häufige unangemessene Verordnungen sind auch in der Komplexität dieses Bereiches der klinischen Entscheidungsfindung zu suchen. Ziel war es, die Wirksamkeit von computerbasierten Systemen der Entscheidungsunterstützung (CSE) in der Förderung eines rationalen Antibiotikaeinsatzes in der ambulanten Versorgung zu untersuchen.

Methoden: Eine systematische Literaturrecherche nach relevanten Publikationen wurde in bibliographischen Datenbanken durchgeführt (Embase, Medline). Eingeschlossen wurden RCTs und Cluster-RCTs, welche die Wirksamkeit von CSE in der Förderung eines rationalen Antibiotikaeinsatzes in der ambulanten Versorgung im Vergleich zu keiner oder anderen Interventionen untersuchten. Die Studienselektion und -extraktion sowie die Bewertung der Studienqualität (Cochrane risk of bias tool) wurde durch zwei unabhängige Gutachter durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt fanden drei RCTs und vier Cluster-RCTs Berücksichtigung. Die eingeschlossenen Studien waren heterogen in Bezug auf Studienpopulationen und Typen von CSE. Unvollständigkeit in der Studienberichterstattung erschwerte die Bewertung der Studienqualität. Zwei Studien zeigten keine, drei weitere aber moderate statistisch signifikante Effekte zu Gunsten von CSE in der Reduktion von Antibiotikaverordnungen bei Atemwegsinfektionen im Vergleich zu keiner Intervention. Die bedeutsamste absolute Reduktion an Antibiotikaverordnungen wurde mit 13,3%-Punkten für die Behandlung der akuten Bronchitis erreicht. In einer weiteren Studie erhöhten CSE die Leitliniengerechtigkeit in der Wirkstoffwahl und in einer anderen Studie in Bezug auf die Verordnungsdauer, beides bei Mittelohrentzündungen und im Vergleich zu keiner Intervention.

Schlussfolgerung: Einschränkungen in der Bewertung der Studienqualität erlauben eine nur vorsichtige Interpretation der Ergebnisse. CSE zeigen Potenzial in der Förderung des rationalen Antibiotikaeinsatz im ambulanten Setting. Die beobachteten Effektstärken waren mit denen anderer wirksamer Interventionen vergleichbar, welche ambulant tätige Mediziner als Zielgruppe in den Fokus nehmen, wie z.B. andere Konzepte der Entscheidungsunterstützung oder zielgerichtete klinische Fortbildungen. Weitere Studien sollten hemmende und fördernde Faktoren für die effektive Implementierung von CSE in den Fokus nehmen.