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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Disseminations-Bias I: Volltextveröffentlichungen von Abstracts, die auf biomedizinischen Kongressen vorgestellt wurden

Meeting Abstract

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmP6b

doi: 10.3205/14ebm081, urn:nbn:de:0183-14ebm0816

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Schmucker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Auf wissenschaftlichen Konferenzen vorgestellte Studien sind durch eine elektronische Literatursuche oft schwer zu identifizieren. Diese sogenannte ‚graue Literatur‘ wird deshalb oft nicht in systematische Reviews (SRs) eingeschlossen, was zu Disseminations-Bias führen kann und die Validität von Metaanalysen beeinflusst.

Mit Hilfe eines methodischen SR im Rahmen des OPEN-Projekts bestimmten wir den Anteil der Volltextpublikationen von Studien, die schon auf biomedizinischen Konferenzen vorgestellt wurden und die Zeitspanne, die bis zur Volltextpublikation verging. Zusätzlich untersuchten wir, welche Studiencharakteristika mit einer Volltextpublikation zusammenhängen könnten.

Methode: Die wichtigsten elektronischen Datenbanken wurden bis einschließlich 11/2012 nach methodischen Forschungsberichten (die Kohorten von Abstracts verfolgten, die auf biomedizinischen Konferenzen vorgestellt wurden) durchsucht. Der gewichtete Anteil der Volltextpublikationen wurde mittels eines Random-Effects-Modells berechnet. Faktoren, die potentiell mit einer Volltextpublikationen zusammenhängen könnten, wurden durch gepoolte Odds Ratios (OR; Mantel-Haenszel-Methode) bestimmt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 264 Forschungsberichte eingeschlossen, die 147.529 Abstracts, die auf 667 Konferenzen vorgestellt wurden, nachverfolgten. Der mediane Anteil der Volltextpublikationen betrug 42,3% (Bereich 2,6-90,7). Der gewichtete Anteil der Volltextpublikationen lag bei 39,5% (95%-KI: 37,4-41,6). Die Wahrscheinlichkeit, dass es zur Volltextpublikation kommt, ist in den ersten 5 Jahren am höchsten. In 20 Forschungsberichten, die nur RCTs einschlossen, lag der gewichtete Anteil der Volltextpublikationen bei 64,2% (95%-KI: 56,7-71,0). Faktoren der Studien, die mit einer späteren Publikation zusammenhingen, waren: signifikante vs. nicht-signifikante Ergebnisse (OR 1,9; 95%-KI: 1,6–2,2), klinisch relevante vs. nicht relevante Ergebnisse (1,6; 1,3-2,0); Grundlagen- vs. klinische Forschung (1,5; 1,3-1,7); RCT vs. Beobachtungsstudie (1,4; 1,2-1,7). Außerdem wurden Vorträge häufiger publiziert als Posterpräsentationen (1,7; 1,5-1,8).

Schlussfolgerungen: Ein großer Anteil der auf biomedizinischen Konferenzen präsentierten Studienergebnisse erscheint nicht als Volltextpublikation. Bestimmte Studiencharakteristika haben Einfluss auf das Erscheinen einer Volltextpublikation, was darauf hindeutet, dass Reporting-Bias auch dann noch besteht, wenn Studienergebnisse bereits für Kongressbeiträge begutachtet wurden.