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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Entwicklung und Pilotierung eines Programms zur evidenzbasierten informierten und geteilten Entscheidungsfindung zur Herzinfarktprävention bei Typ 2 Diabetes

Meeting Abstract

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP91

doi: 10.3205/13ebm090, urn:nbn:de:0183-13ebm0904

Veröffentlicht: 11. März 2013

© 2013 Buhse et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Zur Herzinfarktvorbeugung bei Typ 2 Diabetes gibt es eine Vielzahl Empfehlungen. Patienten haben ein Recht auf evidenzbasierte Informationen und wollen verstärkt in Entscheidungen einbezogen werden. In Kooperation mit der Uniklinik Jena wird ein Programm zur informierten Entscheidungsfindung im Sinne komplexer Interventionen entwickelt und in zwei randomisiert-kontrollierten Studien evaluiert. Ziel des aktuellen Teilprojekts war die Erstellung und Pilotierung des Programms.

Methoden: Auf Basis einer evidenzbasierten Entscheidungshilfe zur Herzinfarktprävention [1] wurden ein Patientenschulungsmodul, ein Verständnistest und ein Train-the-Trainer-Modul für Anbieter (z.B. Diabetesberaterinnen) entwickelt.

Das Schulungsmodul wurde so strukturiert, dass es in bestehende Patientenschulungen integriert werden kann. Durchführbarkeit und Verständlichkeit wurden über 4 Testschulungen mit 24 Patienten und Fokusgruppeninterviews evaluiert. Der Verständnistest dient zur Kontrolle des Lernerfolgs und erfasst neben der Reproduktion das Verstehen von Inhalten. Die Pilotierung beinhaltete Interviews mit 12 Patienten (Verständlichkeit), 21 Testanalysen (Itemschwierigkeit) nach den Testschulungen und iterative Optimierung. Auch das Train-the-Trainer-Programm wird im Anwendungskontext pilotiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurde das Patientenschulungsmodul als „sehr informativ“, „verständlich“ und „interessant“ beschrieben. Manche Patienten signalisierten, die Informationen bei Entscheidungen mit dem Arzt heranziehen zu wollen. Ohne Schulungsmodul (nach üblicher Schulung) überschätzten alle Patienten ihr eigenes Herzinfarktrisiko deutlich. Mit Schulungsmodul konnten alle ihr Risiko richtig schätzen und zeigten sich zum Teil überrascht über das niedrigere Risiko. Die meisten Patienten mit Schulungsmodul erklärten den Risikobegriff richtig, was sich auch im Verständnistest widerspiegelte. Auch konnten sie gemeinsam mit der Beraterin ihren persönlichen Nutzen der Statineinnahme richtig berechnen. Die Übertragung auf ein fiktives Beispiel im Verständnistest gelang jedoch nur wenigen Teilnehmern.

Schlussfolgerung: Der Umgang mit Risikoinformationen war für die Zielgruppe der Patienten mit Typ 2 Diabetes neu und ungewohnt. Das Schulungsmodul ist geeignet, solche Inhalte der Entscheidungshilfe zu verstehen. Methoden zur Quantifizierung von Verständnis müssen weiter entwickelt und validiert werden.


Literatur

1.
Lenz M, Kasper J, Mühlhauser I. Development of a patient decision aid for prevention of myocardial infarction in type 2 diabetes - rationale, design and pilot testing. Psychosoc Med. 2009;6:Doc05. DOI: 10.3205/psm000061 Externer Link