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Leitlinienbewertung mit AGREE II als Teil einer komplexen Intervention: Entwicklung einer Entscheidungshilfe zur Geburtseinleitung bei Terminüberschreitung
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Veröffentlicht: | 11. März 2013 |
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Hintergrund und Fragestellung: Es gibt Hinweise darauf, dass durch eine Geburtseinleitung bei gesunden Schwangeren ab der 41+0 Schwangerschaftswoche (SSW) ein Rückgang der perinatalen Mortalität zu erreichen ist. Diese Vermutung führt in den Leitlinien mehrerer Fachgesellschaften zur Empfehlung, das allen Schwangeren zu diesem Zeitpunkt anzubieten oder nahe zu legen. Die Beratung schwangerer Frauen und ihre Unterstützung im Entscheidungsprozess wird dabei möglicherweise unsystematisch durchgeführt; Zeitpunkt und Methoden der Geburtseinleitung sowie alternative Vorgehensweisen werden nicht immer ausführlich dargestellt.
Material/Methoden: Eine Arbeitsgruppe der UWH erstellt eine evidenzbasierte Entscheidungshilfe für schwangere Frauen mit Hilfe des Leitfadens für das Vorgehen bei komplexen Interventionen in mehreren Arbeitsschritten. Hier wird eine systematische Literaturrecherche und anschließende Bewertung durch zwei Peers durchgeführt. Wir recherchieren gemäß dem Vorgehen eines rapid evidence assessment. Dabei suchten wir in den Datenbanken PubMed, The Cochrane Library, GIN, CINAHL, medpilot, MIDIRS, BMC, uptodate und clinicalkey sowie google scholar nach den Schlüsselbegriffen „Induction of labo*r“ OR “labo*r, induced” AND „post-term (postterm) pregnancy“ OR ”postmaturity” OR “post-date” OR “postdate” OR “prolonged pregnancy” kombiniert mit „guideline“ OR „clinical guidance“ OR „recommendation“ OR “best practice”; und in deutscher Sprache nach „Einleitung“ ODER „Geburtseinleitung“ ODER „Management“ AND „Terminüberschreitung“ OR „Übertragung“ Leitlinie“ OR „Empfehlung“. Als Bewertungsinstrument benutzten wir das online Tool AGREE II.
Ergebnisse: Wir fanden 22 Dokumente zur Analyse und bewerteten schließlich 12 Leitlinien aus den Jahren 2001 bis 2012. Die Qualität der Leitlinien im Hinblick auf die Inhalte (Einleiten oder Abwarten; Methoden und Zeitpunkt der Einleitung), die Methodik (Systematik, Zusammensetzung der Expertenpanels, Formulierung der Empfehlungen), der Form (Empfehlungen klar erkennbar) und der Anwendbarkeit (Instrumente zur Implementierung) sowie der Evaluation (Zielkriterien und Monitoring) war sehr heterogen. Qualitative Aspekte, insbesondere die Sicht der Zielgruppe, wurden nur in wenigen Leitlinien berücksichtigt.
Schlussfolgerung: Es bestehen Unterschiede zwischen Leitlinien zum Vorgehen nach der 40. SSW. Schwangere Frauen sollten informiert sein, dass es unterschiedliche Ansichten und Empfehlungen zu dieser Frage gibt.
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