gms | German Medical Science

Evidenz und Entscheidung: System unter Druck
10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

05.03. - 07.03.2009 in Berlin

Über diesen Kongress

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf zehn Jahre kann das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin zurückblicken. "EbM" hat in dieser Zeit die Medizin verändert. Gesundheits-Professionen, Lehrende, Hersteller und Planer müssen sich mit der Evidenz aus wissenschaftlichen Studien auseinandersetzen, Öffentlichkeit und Patienten können sich über die Wirksamkeit und Sicherheit von Behandlungen informieren wie nie zuvor.

Aber es gibt auch Kritiker: in ihren Augen ist EbM ein Hebel für Rationierung, fördert die Kochbuchmedizin und steht damit gegen die ärztliche Therapiefreiheit und die subjektiven Bedürfnisse der Patienten. Den "klassischen" Studiendesigns wird vorgeworfen, sie würden die Wirklichkeit nur unzureichend abbilden. Nur große Hersteller könnten sich gute klinische Studien leisten, so dass eine Schieflage der Evidenz entstehe.

Zehn Jahre sind für uns Anlass zu Stolz und kritischer Rückbesinnung, sie markieren kein abgeschlossenes Werk - ganz im Gegenteil. Der kommende Jahreskongress 2009 in Berlin gibt die Themen für die nächste Dekade vor.

Medizinischer Fortschritt trifft zunehmend auf begrenzte Ressourcen im System; Prioritäten sind nicht zu umgehen, das Gespenst der Rationierung geht um. Kann EbM uns helfen, in dieser Situation für die Bevölkerung ein Maximum von Gesundheit zu sichern?

Dabei sind es nicht nur die Kosten, die im Sinne unseres Tagungs-Mottos "drücken". Genauso gibt es den Druck von kommerziellen Herstellern, die auf eine rasche Marktetablierung von Innovationen drängen. Auch der Patient übt auf seinen Arzt Druck aus, um eine gewünschte Behandlung zu erhalten. Das Gesundheitswesen stellt also einen hochpolitischen Schnittpunkt verschiedener Interessen dar. Was leistet die EbM, wenn hier abgewogen und entschieden werden muss?

EbM steht für die systematische Suche und kritische Bewertung von Information. Ärztliches Lernen, die Umsetzung von Innovationen und das Gespräch mit dem Patienten haben durch das Instrumentarium der Evidenzbasierten Medizin eine neue Qualität erreicht. Auch hier wird der Kongress neue Entwicklungen aufzeigen.

Die "klassische Anwendung" für EbM ist die individuelle Therapieentscheidung, aber auch deren Unterstützung durch Leitlinien, Fort- und Weiterbildung. Der kommende Kongress wird darüber hinaus erstmalig Veranstaltungen für Journalisten und medizinische Gutachter anbieten. Für die Transparenz und Begründung von Patienteninformationen wird ein neuer Standard vorgestellt und diskutiert:

  • Innovationen und Prioritäten im Gesundheitssystem
  • EbM und die Öffentlichkeit: Aufgaben für Journalisten
  • EbM und das Recht: Orientierung für Gutachter
  • aktuelle methodische Entwicklungen
  • Professionelles Lernen: Aus-, Weiter- und Fortbildung; e-Learning
  • EbM und die Subjektivität des Patienten
  • EbM und die Praxis: Leitlinien
  • neuer Standard für Patienteninformationen

Ich wünsche Ihnen allen erfolgreiche und anregende Tage in Berlin

Ihr
Prof. Dr. Norbert Donner-Banzhoff
Tagungspräsident