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EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin
8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

22.03. - 24.03.2007 in Berlin

Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Enuresis – Analyse von Verordnungsdaten einer gesetzlichen Krankenversicherung

Meeting Abstract

EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin. 8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.. Berlin, 22.-24.03.2007. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2007. Doc07ebm082

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/ebm2007/07ebm082.shtml

Veröffentlicht: 15. März 2007

© 2007 Günther et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund

Nach Angaben der Patienteninformation des IQWIG liegt die Prävalenz des gelegentlichen Einnässens bei Fünfjährigen bei über 15% und sinkt bei Zehnjährigen auf unter 5% [1]. Als therapeutische Optionen werden Wecksysteme sowie Arzneimittel angewendet. Wecksysteme stellen die wirksamste Therapie dar [1], [2]. Anhand von Routinedaten sollte untersucht werden, wie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit der Diagnose Enuresis in Deutschland behandelt werden.

Methoden

Wir führten eine Querschnittsstudie im Zeitraum zwischen 01.01.2004-31.12.2004 mit Verordnungs- und Versichertendaten der Gmünder ErsatzKasse (GEK) durch. Alle ganzjährig Versicherten zwischen 0-18 Jahren mit mindestens einer ambulanten Diagnose Enuresis (ICD 10: R32, F98.0) wurden eingeschlossen.

Ergebnisse

Bei 6091 Kindern unter 18 Jahren wurde im Jahr 2004 mindestens eine ambulante Enuresis-Diagnose gestellt. Das Durchschnittsalter lag bei 7,7 Jahren (SD: 3,5), der Modus bei 5 Jahren. Jungen waren häufiger betroffen (62,3%). Insgesamt 23,3 % der Kinder mit mindestens einer Diagnose erhielten Arzneimittel, lediglich 6,6% wiesen eine Wecksystemverordnung auf. Als Enuresis-spezifische Arzneimittel wurden Desmopressin (59,2%), spasmolytische Urologika (38,0%, am häufigsten Propiverin) sowie trizyklische Antidepressiva (2,8%) verordnet. Diese Arzneimittel wurden zu 43,0% von Kinderärzten, in 30,3% der Fälle von Urologen und zu 18,1% von Praktischen Ärzten verschrieben. Nahezu 70% aller Verordnungen von Klingelhosen oder –matratzen erfolgten durch Kinderärzte. Betrachtet man das Subkollektiv mit Enuresis-Diagnosen in mind. 3 Quartalen (n=1323), erhielten Jungen im Vergleich zu Mädchen häufiger Wecksysteme (PR: 1,69; 95%KI: 1,08-2,66) und Enuresis-spezifische Arzneimittel (PR: 1,27; 95%KI: 1,11-1,46).

Schlussfolgerung/Implikation

Die Untersuchung zeigt – entgegen evidenzbasierter Empfehlungen – eine verhältnismäßig starke Bedeutung der medikamentösen Therapie bei der Behandlung der Enuresis bei Kindern und Jugendlichen sowie geschlechtsspezifische Unterschiede.


Literatur

1.
IQWIG. Wie bringe ich mein Kind trocken durch die Nacht? http://www.gesundheitsinformation.de/index.133.34.de.html?bab[subpage_id]=0-0. 2006.
2.
Glazener CMA, Evans JHC. Desmopressin for nocturnal enuresis in children. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2002;3. Art. No.: CD002112. DOI: 10.1002/14651858.CD002112.