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Interprofessionelle Fallkonferenzen bei der Versorgung von Patient:innen mit fortgeschrittenen chronischen nicht-onkologischen Erkrankungen – qualitative Interviews mit Hausärzt:innen im Rahmen der KOPAL-Studie
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund: Patient:innen mit weit fortgeschrittenen chronischen nicht-onkologischen Erkrankungen (CNOE) wie Herzinsuffizienz, COPD und Demenz profitieren von spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV). Interprofessionelle Fallbesprechungen zwischen SAPV-Teams und Hausärzt:innen können zu einer rechtzeitigen Einbindung der SAPV im Krankheitsverlauf beitragen. Bisher ist unklar, wie interprofessionelle Fallbesprechung von den beteiligten Akteur:innen wahrgenommen werden.
Zielsetzung: Im Rahmen der randomisiert kontrollierten KOPAL-Studie werden die Erfahrungen von teilnehmenden Hausärzt:innen mit interprofessionellen Fallbesprechungen (Intervention) mit einem SAPV-Team sowie mit der Versorgung von entsprechenden Patient:innen vor und nach der Intervention erhoben.
Methode: Thematisch fokussierte narrative Interviews mit Hausärzt:innen (n=24), die an einer interprofessionellen Fallbesprechung im Rahmen der KOPAL-Studie teilgenommen haben. Datenanalyse mit der Grounded Theory nach Strauss.
Ergebnisse: Hausärzt:innen verfolgen bei der Versorgung von Patient:innen mit CNOE bestimmte Versorgungroutinen. Interprofessionelle Fallbesprechungen zwischen Hausärzt:innen und SAPV-Teams decken psychosoziale und pflegerische Versorgungslücken auf und geben Denkanstöße und Versorgungsimpulse. Hausärzt:innen schätzen die SAPV für die psychosoziale und pflegerische Versorgung sowie die Hausbesuche. Medizinische Impulse werden jedoch selten als wertvoll erachtet. Die Versorgungsimpulse aus den Fallbesprechungen werden nur in begrenztem Maße in die Versorgungsroutinen übernommen. Drei Handlungsstrategien können herausgearbeitet werden:
- 1.
- Aufrechterhaltung von Versorgungsroutinen,
- 2.
- Ergänzung von Vaersorgungsroutinen,
- 3.
- Integration neuer Impulse und teilweise Veränderung von Versorgungsroutinen.
Diskussion: Die Kooperation zwischen Hausärzt:innen und SAPV-Teams ist ein zentraler Bestandteil der Versorgung von Patient:innen mit CNOE und stärkt den Informationsfluss zwischen den Versorgenden. Hausärzt:innen haben jedoch das Gefühl für die psychosoziale und medizinische Versorgung alleinverantwortlich zu sein, so dass ein aktiver Kontakt zur SAPV hinausgezögert wird. Die angenommene Intensivierung der Zusammenarbeit durch die Kontakterfahrungen im Rahmen einer Fallbesprechung hat sich in der KOPAL-Studie nicht bestätigt.
Implikation für die Versorgung: Mehr hausärztliche Kenntnisse über Versorgungsmöglichkeiten und Beratungsangebote von SAPV könnten dazu führen, etwaige Vorbehalte abzubauen, palliative Versorgungsbedarfe bei CNOE zeitgerecht zu erfassen, die ambulante Versorgung zu verbessern und Hausärzt:innen zu entlasten.
Implikation für die Forschung: Vor dem Hintergrund der Zunahme chronischer Erkrankungen ist die Entwicklung und Implementierung multiprofessioneller Versorgungskonzepte im ambulanten Bereich notwendig.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18024