Artikel
Abbau und Vermeidung von Überbelegung von (geschlossenen) Akutstationen in Niedersachsen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund und Stand der Forschung: Die Akutstationen der 27 nach dem Niedersächsischen Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke (NPsychKG) beliehenen psychiatrischen Kliniken und Fachabteilungen der Erwachsenenpsychiatrie scheinen, folgt man den Auswertungen der Landespsychiatrieberichterstattung, häufig überbelegt zu sein. Die Belegung der akutpsychiatrischen Stationen hängt dabei primär vom externen Zuweisungsgeschehen ab, das nicht von Stationen selbst beeinflusst werden kann. Überbelegte Stationen sind nicht nur für das Personal eine Herausforderung, auch das therapeutische Milieu, die Vermeidung von Gewalt und freiheitsbeschränkender Maßnahmen sowie nicht zuletzt das Wohlbefinden der auf den Stationen versorgten Personen werden hierdurch beeinträchtigt.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziele des Forschungsprojektes sind
- 1.
- Maßnahmen zum Abbau einer Überbelegung von Akutstationen zu identifizieren,
- 2.
- in einem Manual darzulegen, wie und durch wen sie implementiert werden können und
- 3.
- Indikatoren zum Grad der Umsetzung der Maßnahmen zu entwickeln.
Methode: Zur Entwicklung evidenzorientierter Maßnahmen wurden im Rahmen einer Literaturrecherche internationale Studien rund um die Auslastung von geschlossenen Akutstationen, deren Ursachen und Einflussfaktoren recherchiert. Mithilfe einer Sekundärdatenanalyse wurden zudem die Auslastungsquoten der Stationen ab Mitte 2019 analysiert. Kliniken mit einer besonders hohen bzw. besonders niedrigen Auslastung wurden identifiziert und jeweils vier bis fünf mithilfe leitfadengestützter Interviews zu beeinflussenden Faktoren sowie bereits ergriffenen Maßnahmen zur Vermeidung von Überbelegungen befragt. Basierend auf den daraus resultierenden Erkenntnissen wurde eine teilstandardisierte Online-Befragung aller 27 Kliniken und Abteilungen entwickelt. In dieser sollten sowohl die Erkenntnisse aus den Interviews quantifiziert sowie Maßnahmen und Best-Practice-Beispiele zum Abbau von Überbelegung erfragt werden.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse der leitfadengestützten Interviews und der teilstandardisierten Online-Befragung werden vorgestellt.
Diskussion: Das entwickelte Manual soll Kliniken, deren Träger aber auch den ambulanten Versorgungsstrukturen sowie den politischen Entscheidungsträgern in Niedersachsen Wege zur Reduzierung der Überbelegungsraten aufzeigen. Nach aktuellem Kenntnisstand ist das Projekt bislang bundesweit einmalig und kann insoweit auch Beispielcharakter für weitere Bundesländer bzw. Regionen entwickeln.
Implikation für die Versorgung: Die im Manual enthaltenen Maßnahmen zur Vermeidung von Überbelegung können sowohl die Behandlungsqualität als auch die Belastung der auf diesen Stationen tätigen Mitarbeitenden verbessern. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass die Notwendigkeit besonderer Sicherungsmaßnahmen (z.B. Isolierung oder Fixierung der Patientinnen und Patienten) mithilfe der Maßnahmen verringert werden kann.