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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Entwicklung einer komplexen nicht-pharmakologischen Intervention zur Reduzierung von Schlafproblemen von Menschen mit Demenz in der stationären Altenpflege (MoNoPoL-Sleep)

Meeting Abstract

  • Martin Dichter - Institut für Pflegewissenschaft, Universität zu Köln und Uniklinik Köln, Köln, Deutschland; Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Jonas Hylla - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Almuth Berg - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Denise Wilfling - Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Natascha Kitzmann - Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Ralph Möhler - Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Gabriele Meyer - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Margareta Halek - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Sascha Köpke - Institut für Pflegewissenschaft, Universität zu Köln und Uniklinik Köln, Köln, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf469

doi: 10.3205/21dkvf469, urn:nbn:de:0183-21dkvf4694

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Dichter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Schlafprobleme treten bei Menschen mit Demenz (MmD) in der stationären Altenpflege häufig auf. Verschiedene Interventionensansätze zur Vermeidung oder Reduzierung von Schlafproblemen wurden evaluiert, ein klarer Wirksamkeitsnachweis konnte bislang aber nicht erbracht werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie ist die Entwicklung einer komplexen nicht-pharmakologischen Intervention zur Verminderung und Vermeidung von Schlafproblemen bei MmD in der stationären Altenpflege.

Methode oder Hypothese: Die Interventionsentwicklung basiert auf einem eigenen Cochrane-Reviews zu singulären nicht-pharmakologischen Interventionen und weiterer Methoden:

1.
Systematic Review zu nicht-pharmakologischen komplexen Interventionen zur Schlafförderung in der stationären Altenpflege,
2.
Survey zur Prävalenz von Schlafproblemen,
3.
Expert*innen-Workshops zur Entwicklung einer Theory of Change,
4.
teilnehmende Beobachtungen (n=7) von Strukturen und Abläufen der Schlafförderung sowie
5.
Interviews mit Pflegefachpersonen (n=15) zu bereits angewendeten Strategien der Schlafförderung.

Die jeweiligen Ergebnisse wurden im Projektteam diskutiert und dienten als Basis, um in mehreren Schritten die Intervention zu entwickeln.

Ergebnisse: Die entwickelte Intervention basiert auf den Prinzipien einer person-zentrierten Pflege und beinhaltet sechs Strategien zur Schlafförderung:

1.
Aktivierung am Tag,
2.
Zu-Bett-Geh-Routinen entwickeln,
3.
angenehme Schlafumgebung schaffen,
4.
nächtliche Pflegeroutinen prüfen,
5.
Symptomfreiheit (z.B. Schmerzen, Juckreiz) herstellen und
6.
Schlaf-Medikation vermeiden.

Zur Implementierung dieser Strategien besteht die Intervention aus sechs Komponenten:

1.
Erfassung schlaffördernder Interventionen und Umgebungsfaktoren in der Einrichtung,
2.
Etablierung von zwei "Sleep Nurses" als Change Agents pro Einrichtung,
3.
Basisschulung für Mitarbeiter*innen zu Schlafproblemen bei Demenz und den sechs Strategien zur Schlafförderung,
4.
zwei Workshops für Mitarbeiter*innen zur fallbasierten Problemlösung bei Schlafproblemen,
5.
zwei Workshops zur Entwicklung eines einrichtungsspezifischen schlaffördernden Maßnahmenplans und
6.
schriftliche Informationsmaterialien.

Diskussion: Die komplexe Intervention wurde erfolgreich anhand der Empfehlungen des MRC Frameworks auf Basis des aktuellen Wissens und unter Einbezug von Expert*innen der betreffenden Zielgruppen entwickelt. Die Implementierungsstrategie adressiert die erwarteten Barrieren und fördernden Faktoren im Zielsetting. Die Intervention wird ab Mai 2021 in einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie implementiert und evaluiert (inklusive Kosten- und Prozessevaluation).

Praktische Implikationen: Die entwickelte Intervention kann nach erfolgreicher Evaluation einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung und Vermeidung von Schlafproblemen von MmD in der stationären Altenpflege leisten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die rigorose, auf den Empfehlungen des MRC Frameworks basierende Entwicklung komplexer Interventionen wird empfohlen.