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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Identifizierung sektorengleicher Leistungsbereiche mit Vergütungsanreiz zur ambulanten Erbringung im internationalen Vergleich

Meeting Abstract

  • Anika Kreutzberg - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Helene Eckhardt - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Ricarda Milstein - Universität Hamburg, Hamburg Center for Health Economics, Hamburg, Deutschland
  • Reinhard Busse - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf465

doi: 10.3205/21dkvf465, urn:nbn:de:0183-21dkvf4655

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Kreutzberg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Eine zunehmende Zahl an diagnostischen, therapeutischen und operativen Leistungen kann sektorengleich, das heißt sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor, erbracht werden. In vielen OECD-Ländern wurde vor allem das ambulante Operieren seit Jahren verstärkt politisch gefördert. Der Erfolg spiegelt sich im steigenden Anteil ambulanter Operationen wider. Leistungskataloge mit Vergütungsanreizen, die eine ambulante Erbringung von traditionell stationär erbrachten Leistungen voraussetzen, fördern oder mindestens ermöglichen, variieren jedoch stark zwischen Ländern und entwickeln sich stets weiter.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist es, Leistungen zu identifizieren, die in ausgewählten OECD-Ländern als sektorengleich definiert und mit einem Vergütungsanreiz zur ambulanten Erbringung versehen wurden.

Methode oder Hypothese: Grundlage bildet eine Recherche von nationalen Dokumentationen zu Leistungskatalogen und Tarifsystemen sowie Berichten von Fachgesellschaften im Bereich des ambulanten Operierens. Zusätzlich wurden 13 Expert*innen aus 9 Ländern strukturiert befragt. Leistungsbereiche wurden eingeschlossen, wenn diese

1.
ambulant explizit höher als stationär vergütet werden,
2.
ambulant und stationär gleich vergütet werden und damit die ambulante Leistungserbringung durch den Kostenvorteil implizit höher vergütet wird oder
3.
ausschließlich in begründeten Fällen eine Vergütung im stationären Setting möglich ist.

Leistungen auf Fallpauschalenebene wurden für ausgewählte Länder nationalen Prozeduren zugeordnet. Die Prozeduren wurden entsprechend der Häufigkeit im Jahr 2019 und dem Anteil an ambulanter Erbringung in einer Rangliste sortiert. Die 200 häufigsten Prozeduren mit einem ambulanten Anteil von mindestens 20% wurden in den deutschen Prozeduren- und Operationsschlüssel (OPS) übersetzt.

Ergebnisse: In die Studie wurden Australien, Dänemark, England, Estland, Finnland, Frankreich, Kanada, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz und die USA eingeschlossen. Berücksichtigung fanden beispielsweise J-code-DRGs aus Frankreich, Best Practice Tariffs aus England, Greyzone-DRGs aus Dänemark sowie tagesklinische Leistungen aus Österreich. Den Fallpauschalen aus Frankreich, England und Österreich wurden Prozeduren zugeordnet. Die Übersetzung der häufigsten Prozeduren ergab 1.483 deutsche OPS-Prozeduren, die als potenziell sektorengleich identifiziert wurden.

Diskussion: Im internationalen Vergleich hat Deutschland noch Potenzial, die Ambulantisierung geeigneter Leistungen voranzutreiben. Die Orientierung an internationalen Beispielen ist ein Ansatz, geeignete Leistungsbereiche zu identifizieren und das Ambulantisierungspotential abschätzen zu können.

Praktische Implikationen: Die Identifizierung sektorengleicher Leistungen ermöglicht internationale Benchmark-Vergleiche sowie das Vorantreiben deutscher Bestrebungen bei der Ambulantisierung.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Nutzung des Ambulantisierungspotenzials stationärer Leistungen kann zu einem effizienteren Ressourceneinsatz beitragen.