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KiDSafe – Implementierung einer neuen Versorgungsform zur Verbesserung der ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Arzneimitteln durch Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund: Kinder und Jugendliche sind bei der Arzneimittelversorgung benachteiligt. Durch off-label Anwendungen, fehlende pädiatrische Darreichungsformen und komplexe Dosisberechnungen treten Medikationsfehler (MF) mit Schädigungspotenzial bis zu dreimal häufiger auf als bei Erwachsenen [1]. Internationale Studien zeigen zudem, dass 3-5% aller stationären Aufnahmen aufgrund einer unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW) erfolgen [2].
Fragestellung und Zielsetzung: Durch die Einführung der neuen Versorgungsform PaedPharm soll das bestehende Versorgungsdefizit in der pädiatrischen Arzneimitteltherapie verbessert und die Rate an MF und UAW, die zur stationären Behandlung führen, um ein Drittel gesenkt werden. Ziel des KiDSafe-Projektes ist es, die Sicherheit bei der Verordnung von Arzneimitteln für Kinder und Jugendliche nachhaltig zu erhöhen.
Methode: PaedPharm ist eine Qualitätssicherungsmaßnahme, die evidenzbasierte Informationen sowie Handlungsempfehlungen zur Anwendung von Arzneimitteln bei Kindern zur Verfügung stellt. PaedPharm besteht aus drei Modulen:
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- PaedAMIS, ein digitales Arzneimittelinformationssystem mit evidenzbasierten Angaben zur Dosierung, Anwendung und verfügbaren päd. Darreichungsformen;
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- PaedZirk, regionale pädiatrisch-pharmakologische Qualitätszirkel, die für Besonderheiten im Medikationsprozess sensibilisieren und
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- PaedReport, ein päd. UAW/MF-Meldesystem, um neue Sicherheitsdaten zur Arzneimittelanwendung in der Pädiatrie zu generieren.
PaedPharm wird bei niedergelassenen Ärzten in 12 Clusterregionen schrittweise im Stepped-Wedge-Design implementiert. Die Ergebnisse werden qualitativ und quantitativ evaluiert.
Ergebnisse: Zum 31.03.2020 befanden sich deutschlandweit 10 von 12 Clustern in der Interventionsphase. 138 Ärzte hatten einen Zugang zu 260 Wirkstoffmonographien der PaedAMIS Datenbank und wurden in der Nutzung der Datenbank geschult. 45 Qualitätszirkel mit kurzen Expertenvorträgen zu den Themen pharmakologische und pharmazeutische Besonderheiten in der Pädiatrie, Arzneimitteltherapiesicherheit bei Kindern- und Jugendlichen sowie Arzneimitteltherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie wurden durchgeführt. Weiterhin wurden praxisrelevante Fallbeispiele diskutiert und die Ärzte für das Auftreten und die Erkennung von UAW und MF sensibilisiert sowie in der Meldung von Verdachtsfällen angeleitet.
Diskussion: PaedPharm ist ein innovatives Instrument, das die niederschwellige Weitergabe neuester Erkenntnisse zur Arzneimitteltherapie in der Pädiatrie ermöglicht. Erste Rückmeldungen zur Implementierung und Nutzung von PaedPharm im niedergelassenen Bereich sind durchweg positiv und zeigen die Relevanz dieser Qualitätssicherungsmaßnahme.
Praktische Implikationen: Durch die Bündelung aller Aspekte der päd. Arzneimittelverordnung und -anwendung in praxisrelevanter und wissenschaftlich fundierter Form, kann eine nachhaltige Verbesserung von patienten- und qualitätsrelevanten Parametern erreicht werden. Eine bundesweite Implementierung von PaedPharm und die Aufnahme in die Regelversorgung muss angestrebt werden.
[1] Kaushal et al. JAMA 2001.
[2] Gallagher et al. PLoS One 2012.