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Psychosoziale Aspekte eines Lebervorsorgescreenings in Rheinland-Pfalz und im Saarland
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund: Im Rahmen des Projekts „Strukturierte Früherkennung einer Asymptomatischen Leberzirrhose in Rheinland-Pfalz und im Saarland“ (SEAL) wird ein neuartiges Screeningverfahren erprobt. Dabei werden in der hausärztlichen Versorgung Laborwerte bestimmt, die einen Frühindikator für das Vorliegen einer Leberzirrhose bilden. Im Falle eines erhöhten Wertes erfolgt eine Weiterleitung in fachärztliche Behandlung oder in ein Leberzentrum.
Zielsetzung: Falsch-positive Testergebnisse können einen starken Einfluss auf das psychosoziale Wohlbefinden haben. Dies äußert sich z.B. in erhöhter Angst, Depressivität oder Stress bis hin zu suizidalen Gedanken. Weiterhin können Verhaltensmodifikationen auftreten, die sowohl positiv (bewussterer Lebensstil, präventives Verhalten) als auch negativ (exzessiver Lebensstil) ausfallen. Eine angemessene Patientenaufklärung, Gesundheitskompetenz sowie ein gutes Arzt-Patientenverhältnis mit umfassender Beratung spielen dabei eine wichtige Rolle zur Einordnung der Bedeutung einer möglichen Erkrankung für die Betroffenen. Die vorliegende Studie hat zum Ziel, mögliche psychosoziale Folgen des SEAL-Programms qualitativ zu explorieren.
Methode: Im Zeitraum Juni 2018 bis Mai 2019 wurden alle bis dato weitergeleiteten Patientinnen und Patienten (n=158) eingeladen, an einem leitfadengestützten teilstrukturierten qualitativen Interview teilzunehmen. Es wurden mit elf Personen (Rücklaufquote 7%) Telefoninterviews geführt. Mit vier Personen erfolgte ein erneutes Gespräch nach dem Besuch des Facharztes, sodass insgesamt Datenmaterial von 4,5 Std. gewonnen werden konnte.
Ergebnisse: Die transkribierten Interviews wurden mithilfe eines deduktiv-induktiven Verfahrens inhaltsanalytisch nach Mayring codiert, sodass abschließend acht Oberkategorien und 25 Unterkategorien definiert wurden. Die elf Patientinnen (82%, Altersmedian 72 J.) und Patienten (18%, Altersmedian 60 J.) wiesen mehrheitlich Komorbidität auf. Darunter wurden Bluthochdruck (n= 6), Diabetes (n=4), Krebserkrankungen (n=2) und Herzinfarkte (n=2) genannt. 36% der Befragten gab an, negative Gefühle im Rahmen des SEAL-Programms zu haben. Diese schienen aber weitestgehend kurzfristig zu sein. 64% gab an, sich keine größeren Sorgen zu machen.
Diskussion: Auffallend ist, dass einigen Befragten der Inhalt und ihre Teilnahme an der Studie nicht bewusst waren. Gründe hierfür sind eingeschränkte Gesundheitskompetenz (n=6) sowie aus ihrer Sicht unbefriedigende Arzt-Patienten-Kommunikation (n=5). Ein Großteil der Interviewten (n=7) gab an, soziale Unterstützung gesucht zu haben, einerseits zur Bewältigung der emotionalen Belastung, andererseits auch als externe Informationsquelle. Durch umfangreiche Information könnte vermieden werden, dass sich Betroffene externe Informationsquellen suchen und dadurch Gefahr laufen, Falschinformationen aufzunehmen.
Implikationen: Zur Reduktion negativer psychosozialer Folgen von Screenings ist eine enge Arzt-Patienten-Kommunikation auf einer starken Vertrauensbasis mit ausreichenden Informationen ein ausschlaggebender Faktor. Dieser wird vor allem dann wichtig, wenn niedrige Gesundheitskompetenz der Betroffenen vorliegt.