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Versorgungssituation von Patient*innen mit unterschiedlichen Schweregraden der Neurodermitis in Deutschland – Ergebnisse der multizentrischen Studie „AtopicHealth2“
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund: Zu Psoriasis und Neurodermitis (ND) wurden Studienreihen aufgelegt um die dermatologische Versorgungssituation in Deutschland abzubilden. Mit „AtopicHealth1“ wurde 2010 die erste nationale Versorgungsstudie zu ND durchgeführt. Damals zeigten 32,1% der Patient*innen deutliche Einschränkungen der Lebensqualität. In einer vergleichbaren Studie zur Versorgung der Psoriasis 2014 lag der Anteil bei 21,3%.
Fragestellung: Wie ist die aktuelle Versorgungsqualität der ND verschiedener Schweregrade aus Sicht von Patient*innen und ihren behandelnden Dermatolog*innen in Deutschland?
Methode: Die Querschnittserhebung „AtopicHealth2“ wurde bundesweit in 112 dermatologischen Zentren durchgeführt. Erfasste Indikatoren der Versorgungsqualität: dermatologiespezifische Lebensqualität (DLQI); präventives Verhalten, patientendefinierter Therapienutzen (PBI), sowie erkrankungsbedingte Erwerbsarbeitsausfälle. Grundlage für die schweregradbezogene Subgruppenbildung war das Kriterium „Indikation für Systemtherapie“. Dabei wurden Patient*innen, bei denen ärztlicherseits eine Indikation für Systemtherapie (ST) angegeben wurde, als mittelschwer bis schwer von ND betroffen angesehen, die anderen als leicht betroffen.
Ergebnisse: Zwischen August 2017 und Juni 2019 wurden 1291 Patient*innen eingeschlossen (56,5% weiblich, mittleres Alter: 41 Jahre). Bei 682 wurde eine Indikation für ST angegeben, bei 367 nicht. Patient*innen mit Indikation für ST zeigten häufiger deutliche Lebensqualitätseinbuße (DLQI>10) als solche ohne Indikation für ST (45,4% vs. 23,6%, p<.001) und häufiger keinen Behandlungsnutzen (PBI<1 21,3% vs. 13,2%, p<.01). Unter den Berufstätigen war der Anteil derer, die aufgrund der ND im letzten Jahr mindestens einen Krankheitstag hatten, bei Indikation für ST höher (30,7% vs. 15,1%, p<.001). Die Durchführung von Präventionsmaßnahmen wie die Teilnahme an ND-Schulungen, das Meiden bestimmter Lebensmittel, hautreizender Mittel und der Haustierhaltung wurde von Patient*innen mit Indikation für ST häufiger berichtet.
Diskussion: Lebensqualitätseinbuße werden von Patient*innen mit mittlerem bis hohem klinischen Schweregrad der ND häufiger erlebt und es wird häufiger berichtet, dass die eigene Therapie nicht hilft. Dies könnte ein Grund für umfangreichere Präventionsbemühungen sein. Jedoch scheinen auch einige der Patient*innen mit geringem klinischen Schweregrad in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt zu sein. Deren Anteil ist vergleichbar mit dem der in ihrer Lebensqualität eingeschränkten Psoriasis-Patient*innen ohne Schweregradselektion.
Praktische Implikationen: Dies deutet auf unzureichende Versorgungsqualität der Neurodermitis – gerade auch im Vergleich zur Psoriasis – hin und unterstreicht die Notwendigkeit therapeutischer Innovationen.
Literatur
- 1.
- Augustin M, Eissing L, Langenbruch A, Enk A, Luger T, Maaßen D, Mrowietz U, Reich K, Reusch M, Strömer K, Thaçi D, von Kiedrowski R, Radtke MA. The German National Program on Psoriasis Health Care 2005-2015: results and experiences. Arch Dermatol Res. 2016 Aug;308(6):389-400. DOI: 10.1007/s00403-016-1637-8
- 2.
- Langenbruch A, Radtke M, Franzke N, Ring J, Foelster-Holst R, Augustin M. Quality of health care of atopic eczema in Germany: results of the national health care study AtopicHealth. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2014 Jun;28(6):719-26. DOI: 10.1111/jdv.12154