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Delegation von ärztlichen Leistungen in der Rheumatologie: Ergebnisse einer kontrollierten, randomisierten, prospektiven multizentrischen Studie
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen erfordert ein multidisziplinäres Team aus ärztlichen und nichtärztlichen Mitarbeitern. Während die Delegation von ärztlichen Tätigkeiten an nichtärztliches Personal in anderen europäischen Ländern bereits etabliert ist [1], gehört dies in Deutschland noch nicht zum Versorgungsalltag. Auf Rheumatologie spezialisierte medizinische Fachangestellte (Rheumatologische Fachassistenz-RFA) könnten vermehrt in die Versorgung eingebunden werden.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist zu zeigen, dass ein strukturierter Einsatz einer RFA analog zu internationalen Erfahrungen im Rahmen einer eigenen Sprechstunde nicht schlechter ist als der Versorgungsstandard.
Methode oder Hypothese: Durchführung einer prospektiven, randomisierten, kontrollierten, multizentrischen Studie bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) mit Beobachtungszeit von 12 Monaten. Die Sprechstunde der RFA mit nur kurzem anschließenden Arztkontakt fand 6 ,12 und 36 Wochen nach Baseline statt. Die Visiten nach 24 und 52 Wochen verliefen gemäß Versorgungsstandard. Primärer Endpunkt ist die Veränderung der Krankheitsaktivität (D DAS28) über zwölf Monate auf non-inferiority. Abbildung 1 [Abb. 1].
Ergebnisse: Im Zeitraum 01.01.2018–31.08.2018 wurden in acht Zentren 236 Patienten konsekutiv rekrutiert und 1:1 auf die Interventionsgruppe (RFA) oder Kontrollgruppe (Versorgungsstandard) randomisiert. Es gab keine signifikanten Gruppenunterschiede bei Baseline. Durchschnittsalter der Patienten: 58,6 Jahre (SD ± 11,9), 75% sind weiblich. Mittlerer DAS28: 4,3 (SD ± 1,2), FFBh: 71,24 (SD ± 22,5) und RADAI: 4,6 (SD ± 1,86). Bei jeweils 30% der Patienten handelt es sich um eine Therapieneueinstellung oder Therapieeskalation, bei 40% um eine Therapieumstellung. Die Auswertung der Innersubjekteffekte zeigt eine signifikante Verbesserung des DAS28 über den Verlauf von 12 Monaten (Huyn-Feldt F(4.42, 751.72)=105.701, p < .001, partial η²=0.383), die Interaktion von DAS28 und Randomisierung ist nicht signifikant (Huyn-Feldt F(4.42, 751.72)=1.464, p=0.260, partial η²=0.009). Die Auswertung der Zwischensubjekteffekte zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppe F(1, 170)=1.005, p=0.317, partial η²=0.006.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen keine Unterlegenheit der strukturierten Delegation von ärztlichen Aufgaben an eine RFA im Vergleich zum derzeitigen Versorgungsstandard in Bezug auf die Krankheitsaktivität. Damit kann erstmalig für Deutschland gezeigt werden, dass eine RFA- Sprechstunde eine sichere Ergänzung der Versorgung der Patienten mit RA darstellt.
Praktische Implikationen: Während die Delegation in einigen europäischen Ländern bereits fester Bestandteil des Gesundheitssystems ist, gibt es in der Sekundärversorgung in Deutschland bislang keine vorliegenden Strukturen. Diese Studie liefert erste Daten für eine Umsetzung in die Regelversorgung.