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Forschungsprojekt HIOPP-3: Hausärztliche Initiative zur Optimierung der Patientensicherheit bei Polypharmazie – Ergebnisse der Analyse struktureller Qualitätsmerkmale der beteiligten Akteure
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Polypharmazie wird meist als die Einnahme von mindestens fünf Dauermedikamenten definiert und findet sich häufiger bei Heimbewohner*innen (HBW) als bei ambulant lebenden älteren Menschen. Auch erhalten HBW häufiger potentiell inadäquate Medikamente (PIM) und psychogene Medikamente (z.B. Antidepressiva, Neuroleptika und Benzodiazepine). Dies beeinflusst die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und gefährdet damit auch die Patientensicherheit. Die multizentrische cluster- randomisierte, kontrollierte Studie HIOPP-3 hat das Ziel, durch eine interprofessionelle Intervention die Anzahl der HBW mit PIM und/oder zwei Neuroleptika zu senken.
Unzureichend verzahnte Strukturen und Prozesse an der Schnittstelle der am Arzneimittelmanagement beteiligten Professionen (u.a. Ärzt*innen, Pflegende, Apotheker*innen) werden als Faktoren genannt, die PIM bei HBW begünstigen. Qualitätsstrukturen wie implementierte Konzepte zur personenzentrierten Pflege- und Betreuung in Pflegeheimen wurden ebenfalls als Einflussfaktoren auf die AMTS identifiziert. Bisher gibt es in Deutschland jedoch keine verbindlichen Qualitätsstandards zum interprofessionellen Medikamentenmanagement für HBW.
Fragestellung und Zielsetzung: Die Arbeit hat das Ziel, strukturelle Qualitätsmerkmale der an der Studie teilnehmenden Akteure (Heim/Pflegende, Hausärzte*innen, Apotheker*innen) mit Einfluss auf die AMTS zu analysieren.
Gibt es Hinweise auf strukturelle Qualitätsmerkmale der beteiligten Akteure, durch die die Anzahl der PIM/Neuroleptika beeinflusst wird?
Methode: Fragebogen-gestützten Erhebung von strukturellen Merkmalen (u.a. Personalausstattung, Qualifikation, Konzepte) der teilnehmenden Akteure. Deskriptive Auswertung der Daten, Korrelation zwischen strukturellen Qualitätsmerkmalen und der Anzahl von PIM/Neuroleptika.
Ergebnisse: Die Rücklaufquote der Fragebögen lag bei den Heimen bei 100% (n=44), bei den Apotheken bei 96% (n=50) bei den Ärzt*innen bei 96% (n=92). Ein QM-System war in 89% (n=39) der Heime, 82% (n=41) der Apotheken und 69% (n=63) der Arztpraxen vorhanden, Im Mittel versorgten die Heime 89 HBW, hatten eine heimversorgende Apotheke, 10 heimversorgende Hausärzt*innen und eine Fachkraftquote von 53%. 61% (n=27) der Heime hatten ein Konzept zum Umgang mit herausforderndem Verhalten. 86% (n=38) ein Konzept zu freiheitsentziehenden Maßnahmen. Ein Hausarzt versorgte im Mittel vier Heime, 69% (n=63) hatten ein standardisiertes Prozedere zum Medikationsmanagement.
Die Korrelationsanalyse findet derzeit statt.
Diskussion: Das Medikamentenmanagement von HBW ist eine interprofessionelle Aufgabe, die es erfordert, relevante Qualitätsstrukturen zu identifizieren und aufeinander abzustimmen. Die Ergebnisse der Arbeit können einen Beitrag zur Entwicklung von Qualitätsstandards und Indikatoren zum interprofessionellen Medikamentenmanagement im Pflegeheim leisten.
Praktische Implikationen: Qualitätsgesicherte Standards und Indikatoren zum interprofessionellen Medikamentenmanagement im Pflegeheim können einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der AMTS im Pflegeheim leisten.