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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Notärztliche Erstversorgung von Herzinfarktpatienten

Meeting Abstract

  • Helmut Schühlen - Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, Berlin, Deutschland
  • Birga Maier - TU Berlin, Berliner Herzinfarktregister, Berlin, Deutschland
  • Wolfgang Rutsch - TU Berlin, Berliner Herzinfarktregister, Berlin, Deutschland
  • Martin Stockburger - Klinik Nauen, Kardiologie, Nauen, Deutschland
  • Steffen Behrens - Vivantes Humboldt Klinikum, Kardiologie, Berlin, Deutschland
  • Gerd Plock - Berliner Feuerwehr, Berlin, Deutschland
  • Stefan Poloczek - Berliner Feuerwehr, Berlin, Deutschland
  • Ralph Schoeller - DRK Kliniken Westend, Kardiologie, Berlin, Deutschland
  • Heinz Theres - Humboldtmühle Medical Park, Kardiologie, Berlin, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP148

doi: 10.3205/15dkvf259, urn:nbn:de:0183-15dkvf2597

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Schühlen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Eine optimale Verzahnung der Primärversorgungskette von Herzinfarktpatienten mit ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI) ist maßgeblich für kurze Versorgungszeiten. So empfehlen die STEMI Leitlinien, dass bei einem Patienten mit STEMI binnen 90 Minuten nach erstem medizinischem Kontakt (First Medical Contact = FMC) das verschlossene Koronargefäß mittels Herzkathetertechnik wieder eröffnet sein sollte. Neben den Versorgungsstrukturen im Krankenhaus kommt hier der notärztlichen Erstversorgung eine zentrale Bedeutung zu. Entsprechend war das Ziel unserer Studie, die Versorgungsrealität der mit Notarzt erstversorgten Herzinfarktpatienten abzubilden, um weitere Schritte zur Optimierung der Versorgung zu antizipieren.

Methode: Im Rahmen unserer Studie wurden Daten zur notärztlichen Erstversorgung (Zeitpunkt Alarmierung, prästationärer EKG-Befund, Diagnosestellung etc.) der in einer städtischen Region im Jahr 2012 in ein Register eingeschlossenen und von Notärzten behandelten Herzinfarktpatienten erhoben (n=1046) und mit Daten zur stationären Behandlung dieser Patienten verknüpft. Die prästationären, notärztlichen Erst-EKGs wurden entsprechend der STEMI Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie nachbefundet. Hierdurch wurden 756 Patienten mit STEMI identifiziert.

Ergebnisse: Bei den 756 Patienten mit STEMI im prästationären EKG hat der Notarzt bei 472 (62,4%) Patienten eindeutig einen STEMI befundet, bei 85 Kammerflimmern (11,2%) und bei 199 (26,3%) einen anderen, nicht eindeutigen Befund notiert.

Die Versorgungszeiten aller 756 Patienten mit gesichertem STEMI betrugen (Median mit IQR): Zeitintervall Infarktbeginn bis FMC 59 Min (26;154), FMC bis Klinikaufnahme 35 Min (27;45), Klinikaufnahme bis Wiedereröffnung des verschlossenen Gefäßes 47 Min. (11;16). (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Diskussion und praktische Implikationen: Die Zeitspanne FMC zu Klinikaufnahme ist bei den dargestellten Subgruppen der Patienten mit prästationär eindeutigem STEMI Befund ähnlich kurz (außer bei Kammerflimmern).

Die Zeitspanne von Klinikaufnahme bis Wiedereröffnung ist abhängig von einer eindeutigen, prästationären Identifikation des STEMI, vom Ort der Klinikerstaufnahme und vom Klinikaufnahmezeitpunkt. Da eine eindeutige Identifikation eines STEMI durch den Notarzt, die eine schnelle Klinikversorgung bahnen könnte, in dieser retrospektiven Erhebung nur bei ca. 2/3 der Patienten erfolgte, bieten sich hier Ansatzpunkte zu einer Verbesserung der Versorgung und bei einer Optimierung der klinikinternen Prozesse, insbesondere außerhalb der Routinearbeitszeit.