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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Pilotstudie zur Arzt-Patienten-Kommunikation: Erster Einsatz der deutschen Version des „Individual Clinician Feedback“-Fragebogens

Meeting Abstract

  • Peggy Prengel - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Abteilung für Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln, Deutschland
  • Sunya-Lee Antoine - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Abteilung für Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln, Deutschland
  • Carsten Thüsing - Kliniken der Stadt Köln, Qualitäts- und Klinisches Risikomanagement, Köln, Deutschland
  • Yvonne Werner - Kliniken der Stadt Köln, Qualitäts- und Klinisches Risikomanagement, Köln, Deutschland
  • Dawid Pieper - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Abteilung für Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln, Deutschland
  • Edmund Neugebauer - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP031

doi: 10.3205/15dkvf238, urn:nbn:de:0183-15dkvf2382

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Prengel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Patientenzentrierung als ein wesentliches Qualitätsmerkmal der Patientenversorgung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Neben objektiven Qualitätsindikatoren spielt die Beurteilung aus der Sicht der Patienten (z.B. Erfüllung von Bedürfnissen sowie Berücksichtigung von Präferenzen) eine ganz entscheidende Rolle. Der „Individual Clinician Feedback“-Fragebogen (ICF) wurde in Großbritannien entwickelt und erhebt die Zufriedenheit des Patienten mit der Arzt-Patienten-Kommunikation. Der Fragebogen umfasst 38 Items und fragt neben soziodemografischen Faktoren Informationen zur Zufriedenheit mit der Untersuchungsatmosphäre, Verständlichkeit des Arztes, Einbindung in Entscheidungen und Ablauf des Gesprächs ab. Hierbei bewertet der Patient konkret seinen behandelnden Arzt. In Großbritannien wurde der ICF im Rahmen einer Studie erfolgreich erprobt und validiert. Der ICF wurde dort routinemäßig implementiert, um den behandelnden Ärzten das Feedback der Patienten zurückzuspiegeln und hat bereits zu Verbesserungen in der Arzt-Patienten-Kommunikation und in der Patientenzufriedenheit geführt. Zwar wird in Deutschland im Rahmen von Patientenbefragungen die allgemeine Zufriedenheit mit der Versorgung im Krankenhaus erhoben, aber bisher gibt es noch keinen ähnlichen systematischen und wissenschaftlich fundierten Ansatz, um gezielt und spezifisch die Kommunikationsfähigkeit des individuellen Arztes aus Patientensicht zu beurteilen.

Fragestellung: Das Ziel des Pilotprojektes ist es, Einblicke in die Kommunikation und Informationsvermittlung im Behandlungsprozess aus Patientensicht zu gewinnen. Mithilfe des Patientenfragebogens ICF sollen spezifische Aspekte der Arzt-Patienten-Kommunikation in der konkreten Konsultations-/Gesprächssituation untersucht werden. Im Vordergrund der Untersuchung steht die Erprobung des Einsatzes des deutschen Fragebogens in einer Klinik der Maximalversorgung.

Methode: Es wurde die englische Version des ICF in einem standardisierten Verfahren mit Übersetzung und Rückübersetzung ins Deutsche übersetzt. Weiterhin wurde die Übersetzung an den deutschen Kontext angepasst. Der Pretest wurde mit Hilfe von kognitiven Interviews durchgeführt.

Die Erhebung wird in Form einer Querschnittsuntersuchung durchgeführt. Die Untersuchung hat einen explorativen Befragungscharakter und testet zunächst in Form einer Pilotstudie den Einsatz des Fragebogens an einer kleinen Gruppe von 10–15 freiwillig teilnehmenden Ärzten und deren Patienten (angestrebt werden mindestens 20 Bewertungen pro Arzt). Damit werden nicht alle Ärzte des Klinikums befragt, sondern zunächst eine freiwillige Kohorte chirurgisch tätiger Ärzte.

Die Patienten werden in den Sprechstunden der teilnehmenden Ärzte direkt nach der Untersuchung rekrutiert. Eingeschlossen werden alle Patienten, die im Rekrutierungszeitraum von Mai bis Juli 2015 einen Termin in einer chirurgischen Spezialsprechstunde haben. Die Anonymität wird in jedem Schritt der Untersuchung für den Patienten gewahrt.

Die Auswertung dient der Gesamtdarstellung der Patientenzufriedenheit bezüglich der Arzt-Patienten-Kommunikation unter besonderer Berücksichtigung der Einflussvariablen Abteilung und Geschlecht des Arztes, sowie Alter und Geschlecht des Patienten. Dem Arzt werden seine Bewertungsergebnisse (Feedback) in komprimierter Form als Score zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wird ein Benchmark der Abteilung errechnet, an dem sich der Arzt mit seinem individuellen Score verorten kann. Zur statistischen Datenerfassung und -auswertung wird SPSS Statistics 21.0 verwendet.

Ergebnisse: Der ICF wurde erfolgreich in mehreren Schritten übersetzt. Die Rückübersetzung wurde mit Hilfe einer englischen Muttersprachlerin und eine Diplomdolmetscherin realisiert. Die kulturelle Adaptation an den deutschen Sprachraum wurde innerhalb eines multiprofessionellen Teams erarbeitet. Ein erster Pretest wurde an 15 Probanden durchgeführt, wobei männliche und weibliche Personen über 18 Jahren aus unterschiedlichen Altersgruppen und sozialen Schichten befragt wurden. Nach den erforderlichen Anpassungen wurde ein zweiter Pretest mit 4 weiteren Probanden durchgeführt und der Fragebogen finalisiert, womit er für die Pilotstudie zur Verfügung steht.

Die ersten Ergebnisse der Pilotstudie werden beim Versorgungsforschungskongress präsentiert.

Diskussionen: Die bisherige Bearbeitung wird durch die geringe Anzahl an Probanden für den Pretest limitiert. Zur Durchführung des Pretests wurden qualitative Interviews eingesetzt, welche einen guten Einblick in das Ankreuzverhalten der Probanden ermöglichten.

Praktische Implikationen: Es wird insbesondere von großem Interesse sein, zu beobachten, wie hoch die Akzeptanz bei den Ärzten sein wird. In England werden sogar alle Ergebnisse auf Arztebene veröffentlicht, so dass sich jeder Patient bereits vor der Konsultation über seinen behandelnden Arzt informieren kann. Diese Form wird für Deutschland im Rahmen der Pilotstudie nicht angestrebt.