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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Zeitliche Konsistenz der Institutionskennzeichen in Krankenhausabrechnungsdaten – Längsschnittanalyse der bundesweiten DRG-Statistik 2005 bis 2013

Meeting Abstract

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  • Annelene Wengler - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Ulrike Nimptsch - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Thomas Mansky - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV06

doi: 10.3205/15dkvf092, urn:nbn:de:0183-15dkvf0923

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Wengler et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Zur Abgrenzung einzelner Krankenhäuser steht in den DRG-Daten das Institutionskennzeichen (IK) zur Verfügung. Das IK, das im Rechnungs- und Zahlungsverkehr verwendet wird, stellt jedoch primär eine abrechnende Einheit dar und muss nicht gleichbedeutend mit einem physischen Krankenhaus sein. Deshalb sind Konstellationen möglich, die in krankenhausbezogenen Analysen zu Verzerrungen führen können, z.B. mehrere Krankenhäuser, die über ein IK abrechnen oder einzelne Krankenhäuser, die über mehrere IK abrechnen. Außerdem können sich im Zeitverlauf sowohl die IK an sich als auch die Anzahl der darunter abrechnenden Kliniken (z.B. im Rahmen von Fusionen) ändern.

Fragestellung: In der vorliegenden Arbeit werden – soweit dies die Datenschutzregelungen zulassen – die Konstanz und die Verlässlichkeit des Institutionskennzeichens überprüft. Dabei sollen auch Empfehlungen zur Durchführung krankenhausbezogener Analysen mit den DRG-Daten formuliert werden.

Methode: Es werden die Einzelfalldaten der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) der Jahre 2005 bis 2013 über das Forschungsdatenzentrum des Statistischen Bundesamtes auf dem Weg der kontrollierten Datenfernverarbeitung ausgewertet. Es werden vier verschiedene Verlaufskohorten analysiert: mit Institutionskennzeichen, die 1. im gesamten Zeitraum vorhanden, 2. weggefallen, 3. neu aufgetreten oder 4. vorübergehend vorhanden sind. Es wird analysiert, ob sich Unterschiede hinsichtlich der Zahl der Behandlungsfälle, der Fachabteilungen, der Regionstypen des Krankenhausstandortes und anderer struktureller Parameter feststellen lassen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden im Zeitraum 2005 bis 2013 kumuliert 1930 verschiedene IK im Rahmen der DRG-Statistik vom Statistischen Bundesamt erfasst. Im betrachteten Zeitraum nimmt die Anzahl der IK kontinuierlich ab (2005=1725, 2013=1550). 1350 IK lassen sich über den gesamten Zeitraum verfolgen (69,9%). Ein geringer Teil tritt im Zeitraum neu auf (7,0%), fällt über die Zeit weg (18,7%) oder ist nur vorübergehend vorhanden (4,4%). Allgemein steigt die durchschnittliche jährliche Behandlungsfallzahl je IK im Zeitraum von 9.300 auf 11.700 deutlich an. Dies zeigt sich auch daran, dass die Anzahl von Kliniken bzw. IK mit Fallzahlen unter 5.000 Fällen sinkt, während gleichzeitig die Anzahl von IK mit 15.000 und mehr Behandlungsfällen im Jahr konstant bleibt. Fallzahlanstiege von 20% und mehr (im Vergleich zum Vorjahr), die eine Klinikfusion anzeigen könnten, sind mit maximal 3,0% relativ selten zu beobachten. Auch starke Fallzahlrückgänge (mit 20% und mehr) sind verhältnismäßig selten (3,0% und weniger). In den Agglomerationsräumen sind die IK häufiger über den gesamten Zeitraum 2005 bis 2013 vorhanden (74,9%) als in den verstädterten Räumen (71,1%) oder den ländlichen Regionen (67,1%).

Diskussion: Ca. 70% der betrachteten Institutionskennzeichen sind über den gesamten Beobachtungszeitrum im Datensatz verfolgbar. Dabei lässt sich nicht ausschließen, dass unter einer IK im Zeitraum mehrere und wechselnde Krankenhäuser zusammengefasst werden bzw. einzelne Krankenhäuser unter mehreren IK abrechnen. Dies lässt sich mit der aktuellen Datenlage nicht explizit untersuchen, da die IK (aus Datenschutzgründen) keinen reellen Krankenhäusern zugeordnet werden dürfen. Die geringen Fallzahlveränderungen weisen jedoch darauf hin, dass Krankenhausfusionen bzw. –trennungen nur eingeschränkt auftreten. Der allgemeine Trend der Verringerungen der Anzahl der Krankenhäuser kann auch in den DRG-Daten beobachtet werden. Zwischen 2005 und 2013 nimmt die Anzahl der IK ab. Wie den Grunddaten der Krankenhäuser (Statistisches Bundesamt 2014) zu entnehmen ist, nimmt parallel die Zahl der allgemeinen Krankenhäuser (die weitgehend identisch ist mit den nach DRG abrechnenden Kliniken) von 1846 (2005) auf 1668 (2013) ab.

Praktische Implikationen: Will man anhand der DRG-Daten Aussagen zu Kliniken treffen, sollte vorab geklärt werden, inwiefern die dargestellten Institutionskennzeichen einzelne Kliniken repräsentieren und verlässlich und konstant sind. Diese Arbeit versucht, soweit mit den aktuell verfügbaren Daten möglich, die dafür notwendigen Grundlagen zu schaffen. Die Ergebnisse sind daher für alle Personen relevant, die anhand der DRG-Daten Aussagen über Krankenhäuser treffen möchten.