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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Routinedaten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI)

Meeting Abstract

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  • Michael Erhart - Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung, Versorgungsforschung und Risikostruktur, Berlin, Deutschland
  • Dominik von Stillfried - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Berlin, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocV9

doi: 10.3205/15dkvf090, urn:nbn:de:0183-15dkvf0906

Veröffentlicht: 22. September 2015

© 2015 Erhart et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Verlauf eines Kalenderjahres nehmen rund 90% der gesetzlich Krankenversicherten mindestens einen niedergelassenen ambulant tätigen Vertragsarzt in Anspruch. Bei jedem Arztbesuch fallen in den Arztpraxen umfangreiche Daten mit Angaben zum Patienten zum Vertragsarzt und zur Arztpraxis, den behandelten Diagnosen sowie die abgerechneten Leistungen und zu den veranlassten Arzneiverordnungen an.

Die in den KVen zur Abrechnung der vertragsärztlichen Leistungen routinemäßig verarbeiteten Daten zur Inanspruchnahme ambulanter Versorgungsleistungen durch die GKV-Versicherten stellen damit zusammen mit den in den Apothekenrechenzentren anfallenden Arzneiverordnungsdaten eine deutschlandweit einmalige Datengrundlage für wissenschaftliche Untersuchungen zur Versorgungsforschung dar. Bisher wurde diese Datengrundlage nur zum Teil in systematischer Art und Weise für wissenschaftliche Untersuchungen zum Versorgungsgeschehen genutzt.

Fragestellung: Diese Arbeit stellt beispielhaft verschiedene Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Auswertung von ambulanten Routinedaten vor. Spezifisch wird u.A. analysiert wann und unter welchen Bedingungen die Verwendung von Teilstichproben zu abweichenden Ergebnissen führt und wie mit potentiellen Limitierungen wie bspw. dem Fehlen von individuellen Informationen zum sozioökonomischen und familiären Status umgegangen werden kann.

Methode: Datengrundlage sind die vertragsärztlichen ambulanten Abrechnungsdaten aller gesetzlich Krankenversicherten die in den Jahren 2008 bis 2011 mindestens einen über das KV-System abrechnenden Arzt oder Psychotherapeuten in Anspruch genommen haben. Ausgewertet werden Diagnosedaten und ärztliche Leistungsdaten. Die Arzneiverordnungsdaten der Jahre 2008 bis 2011 umfassen Angaben zum abgegebenen Präparat, zur Dosierung und zur Darreichungsform, zum Abgabedatum sowie zum Patienten und zum verordnenden Arzt/Arztpraxis

Ergebnisse: Die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten beinhalten jährlich ca. 70 Millionen (pseudonymisierte) Patientenentitäten und ca. 550 Millionen Behandlungsfällen sowie über 2 Milliarden Diagnoseeinträge und über 4 Milliarden Leistungspositionen. Arzneiverordnungsdaten liegen für jährlich über 60 Millionen (pseudonymisierte) Patientenentitäten vor.

Die Berücksichtigung amtlicher regionaler Informationen zum sozioökonomischen Status und zur familiären Situation kann unter bestimmten Bedingungen in den Analysen von Routinedaten genutzt werden und damit Hinweise auf die Bedeutung dieser Aspekte für den Bedarf und die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen liefern.

In der Sitzung werden beispielhafte Ergebnisse aus Analysen zur leitliniengerechten Versorgung bestimmte Krankheitsbilder, zu sozioregionalen Unterschieden in der Prävalenz von chronischen Erkrankungen und zu den individuellen und regionalen Determinanten der Inanspruchnahme von bestimmten Versorgungsleistungen präsentiert.

Diskussion: Die vorgestellten Ergebnisse zeigen die Bedeutung des Zugangs zu geeigneten Routinedaten für eine sinnvolle Versorgungsforschung auf. Die Diskussion der Möglichkeiten aber auch der Grenzen einer Auswertung von Routinedaten wird vor dem Hintergrund potentieller Verknüpfungen mit zusätzlichen Daten geführt.

Implikationen: Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland arbeitet derzeit an der Schaffung eines Forschungsdatenkörpers aus ambulanten Routinedaten der von Wissenschaftlern für definierte Forschungsfragen auf Antrag ausgewertet werden darf (sog. Scientific Use File).