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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Bedürfnisse und Erwartungen hessischer Absolventen des Medizinstudiums und Ärzte in Weiterbildung hinsichtlich ihrer beruflichen Tätigkeit

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Silke Nahlinger - Stabsstelle Qualitätssicherung, Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main, Germany
  • presenting/speaker Iris Bruchhäuser - Stabsstelle Qualitätssicherung, Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main, Germany
  • Maren Siepmann - Stabsstelle Qualitätssicherung, Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main, Germany
  • Nina Walter - Stabsstelle Qualitätssicherung, Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main, Germany
  • Roland Kaiser - Stabsstelle Qualitätssicherung, Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO5-1-05-146

doi: 10.3205/13dkvf295, urn:nbn:de:0183-13dkvf2955

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Nahlinger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Vor dem Hintergrund des prognostizierten Ärztemangels in Deutschland war es ein Ziel der Absolventenbefragung in den Jahren 2009-2012, die Vorstellungen der hessischen Medizinabsolventen, die der „Generation Y“ angehören, bezüglich ihres zukünftigen Arbeitgebers zu untersuchen. Zusätzlich wurden Interviews mit Ärzten in Weiterbildung zur Arbeitssituation im Jahre 2013 durchgeführt. Um dem ärztlichen Nachwuchsmangel entgegenzuwirken, bedarf es eines grundlegenden Verständnisses der Bedürfnisse dieser Generation.

Methodik: Wir verwendeten ein „Mixed-Method-Design“ aus quantitativen und qualitativen Untersuchungsansätzen. In den Studienjahren 2009-2012 wurden in Hessen 3.126 Absolventen der Ärztlichen Prüfung mittels standardisierter Fragebögen befragt. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet und untergruppenspezifisch mittels der Statistiksoftware SPSS analysiert. Im Rahmen der qualitativen Erhebung wurden 8 Interviews à 90 Minuten, basierend auf halbstrukturierte Leitfragen mit Ärzten in Weiterbildung, durchgeführt. Weitere Interviews sind geplant. Die Auswertung erfolgte inhaltsanalytisch mit dem Computerprogramm ATLAS.ti.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug mit 1.562 auswertbaren Fragebögen 51,0%. Es antworteten mehr Frauen (63,9%) als Männer (35,7%). Das durchschnittliche Alter aller Antwortenden betrug 27,6 Jahre. Als Kriterium für den angestrebten späteren Arbeitsplatz gaben die Befragten sehr oft „interessante und vielseitige Tätigkeiten“ (52,0%) an. In Bezug auf die spätere Arbeitsstelle sind ihnen „Einhaltung der Arbeitszeiten / keine Überstunden“ (33,7%) und „hohe Lebensqualität in Bezug auf Infrastruktur und Freizeitmöglichkeiten“ (30,1%) wichtig. Auch eine „gute Bezahlung“ (26,7%) gehört zu den öfter genannten Aspekten, wobei die „Karrieremöglichkeiten“ (17,3%) von weniger Befragten angegeben wurden. Von den 159 Absolventen, die unter dem offenen Antwortfeld „sonstige Kriterien“ eine Eingabe machten, gab ein Großteil an, dass ein „gutes Arbeitsklima“ (51,6%) von Bedeutung ist. Ein „sicherer Arbeitsplatz“ wird nur von 7,6 % der Befragten als wichtig erachtet.

Im Rahmen der 8 Interviews nahmen 6 Frauen und 2 Männer aus operativen und nicht-operativen Fachgebieten teil. Es kristallisierte sich heraus, dass für die jungen Ärzte Aspekte der persönlichen „Work-Life-Balance“, wie zum Beispiel Spaß und Interesse an der Arbeit, Ausgewogenheit und Zeit zum Regenerieren zunehmend wichtiger werden. Der Beruf steht nicht mehr uneingeschränkt an erster Stelle in ihrem Leben. Weitere wichtige Aspekte bei der Ausübung des Berufs sind den Befragten ein „positives Arbeitsklima“ und die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, da ein Teil von ihnen bereits Kinder hat oder eine Familie plant. Der Aspekt „sicherer Arbeitsplatz“ wurde durch die Argumentation „gute Arbeitsmarktlage“ als derzeit selbstverständlich erachtet.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die in der aktuellen Literatur der „Generation Y“ zugeschriebenen Eigenschaften finden sich auch in unseren Auswertungen wieder. So spielen gerade die Aspekte, die auf eine „Work-Life-Balance“ bezogen werden können, eine große Rolle. Die Relevanz der meist genannten Kriterien ist innerhalb der befragten Gruppen gleich. Der Arztberuf soll eine interessante Tätigkeit sein, die Ausgewogenheit zwischen Beruf und Freizeit gewährleistet und ein angenehmes Arbeitsklima mit sich bringt. Karrieremöglichkeiten treten dabei eher in den Hintergrund, wobei die Ansichten bezüglich einer „guten Bezahlung“ bei den Absolventen und Ärzten in Weiterbildung auseinander gehen. Man kann vermuten, dass sich die Bedeutung des Gehaltes während der praktischen Tätigkeit verändert und sich die Relevanz der „Work-Life-Balance“ verstärkt.

Die Erhebung der Daten durch das „Mixed-Method-Design“ zur Ermittlung der Bedürfnisse junger Ärzte ist nach unserem Kenntnisstand zum jetzigen Zeitpunkt für Hessen einmalig. Die Ergebnisse der vergleichenden Auswertung sollten dazu genutzt werden, die ärztliche Weiterbildung den Erwartungen und Bedürfnissen der „Generation Y“ anzunähern. Hierdurch könnte möglicherweise die Motivation zur Wahl des ärztlichen Berufes erhöht, die Zufriedenheit damit gesteigert und so auch der Gefahr eines zukünftigen Ärztemangels entgegengewirkt werden.