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Welche individuellen Organisationsmodelle gibt es bei der Delegation von Hausbesuchen in allgemeinmedizinischen Praxen?
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2013 |
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Hintergrund: Zum primärärztlichen Aufgabenbereich gehört die medizinische Versorgung immobiler chronischer und/oder akut erkrankter Patienten im Rahmen von Hausbesuchen (HB) [1]. Zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung von HB-Patienten wurden in von Hausärztemangel betroffenen Regionen Delegationsmodelle (z.B. AGnES, EVA) eingeführt [2]. Zum 1.1.2009 wurde die Delegierung von HB an nichtärztliches qualifiziertes Personal legalisiert (§ 87 Abs. 2b SGBV). Eine Regelung zur Vergütung delegierter HB ist im Rahmen des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) festgelegt [3]. Unbekannt sind bisher die 'gelebten' praxisspezifischen Organisationsformen der Delegation von Hausbesuchen außerhalb von extern initiierten Delegationsmodellprojekten.
Methodik: In einer Machbarkeitsstudie im Vorfeld einer zwölfmonatigen repräsentativen Erhebung von HB in Sachsen wurden 41 teilstandardisierte Telefoninterviews mit Hausärzten (Lehrpraxen der Universität Halle) geführt. Die Transkripte wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Mayring) ausgewertet. Obwohl nicht gezielt nach Delegationsmodellen gefragt wurde, ergaben sich im induktiven Auswertungsprozess in einigen Interviews Hinweise zu bereits 'gelebten' Delegationsmodellen.
Ergebnisse: 41 von 97 Lehrpraxen der Universität Halle nahmen an Telefoninterviews (zur Evaluation des Studiendesigns: n=20, zu Motiven der Nichtteilnahme: n=21) teil. 71% der befragten Hausärzte bestätigten, dass sie HB delegierten, die meisten (93%) an ihre Medizinische Fachangestellte (MFA), von denen 54% über einen VERAH-Abschluss verfügten oder diesen anstrebten. Delegiert wurden vor allem Aufgaben zur Verlaufskontrolle chronischer Krankheiten (Diabetes mellitus 2, Hypertonie, KHK) sowie Verbandswechsel und seltener Wundkontrollen. Sieben Hausärzte beschrieben, wie die Delegation an die MFA in ihrer Praxis organisiert wurde. Es ergaben sich drei Delegationsmodelltypen: 1. Alternierende Betreuung, 2. Vorbereitungs-HB und 3. Routinebetreuung 'stabiler' Patienten.
Diskussion/Schlussfolgerung: In der Versorgungswirklichkeit werden HB auch außerhalb von Modellprojekten an MFA delegiert [4]. Die analysierten Delegationsmodelle sind gekennzeichnet von einer stärkeren Einbindung der MFA in die Patientenversorgung, die zugleich zu einer Arbeitsentlastung der Hausärzte führen sollen. Ob und in welchem Ausmaß es Zusammenhänge zwischen Delegationsmodelltyp und spezifischen Praxismerkmalen (z.B. Zusammensetzung des Teams, Ausbildungsgrad der MFA, Altersstruktur im Team, Stadt-Land-Zugehörigkeit, Zusammensetzung der Patientenklientel) gibt, ist zu prüfen. Weiterführend sollte zudem evaluiert werden, welche Effekte die verschiedenen praxisinitiierten HB-Delegationsmodelle auf die Arbeitsbelastung und Berufszufriedenheit von Hausärzten und MFA sowie die Versorgungsqualität haben und ob sie von allen beteiligten Akteuren akzeptiert werden.
Literatur
- 1.
- Fachdefinition der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. http://www.degam.de/index.php?id=303 [letzter Zugriff: 18.4.2013]
- 2.
- Kalitzkus V, Schluckebier I, Wilm Sl. AGnES, EVA, VerAH und Co - Wer kann den Hausarzt unterstützen und wie? Experten diskutieren die Zukunft der Medizinischen Fachangestellten in der hausärztlichen Versorgung. ZfA. 2009; 10: 403-5.
- 3.
- Kassenärztliche Bundesvereinigung. Einheitlicher Bewertungsmaßstab (EBM). Stand: 2. Quartal 2013, Arztgruppen-EBM, Hausarzt. http://www.kbv.de/8170.html, letzter Zugriff: 13.5.2013
- 4.
- Gerlach F, Szecsenyi J, et al. Abschlussbericht zur Evaluation der Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) nach § 73b SGB Vin Baden-Württemberg (2010-2011). Frankfurt/Heidelberg; 2013.