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Aktueller Stellenwert der konservativen Therapie der Schenkelhalsfrakturen
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Schenkelhalsfrakturen sind häufig, dennoch existiert keine klare Therapieempfehlung für wenig dislozierte Frakturen. Bei älteren Patienten müssen neben der Frakturentität auch Begleiterkrankungen, Mobilität und Allgemeinzustand berücksichtigt werden, oft ist der Anspruch an das Mobilitätsniveau verringert. Die zur konservativen Therapie meist empfohlene Extremitätenentlastung ist oft nicht umsetzbar, dies führt zur Vollbelastung oder Immobilisierung. Zur Vermeidung sekundärer Komplikationen steht jedoch die frühe Mobilisation und Wiedererlangung der Alltagskompetenz im Vordergrund. Unter diesen Gesichtspunkten stellt sich die Frage, ob diesen Patienten die konservative Therapie empfohlen werden kann.
Methodik: Die retrospektive Analyse umfasst alle Patienten zwischen 2016–2022 mit ICD10-Code für Femurhalsfrakturen, die entweder ohne OP blieben oder eine OP nach inital konservativer Therapie erhielten. Klassifiziert wurde nach Pauwels und Garden. Eingeschlossen wurden alle undislozierten Frakturen und Abduktionsfrakturen (Garden Typ I und II). Eine Demenz und die vorherige Mobilität wurden erfasst. Die Beinbelastung und die erreichte Mobilität unter konservativer Therapie wurden ausgewertet. Insbesondere wurde erfasst, ob eine Entlassung aus der Klinik möglich war und aufgrund der Fraktur eine Wiederaufnahme erfolgte. Das Schmerzniveau wurde qualitativ erfasst. Im Falle eines Verfahrenswechsels wurde analysiert, ob eine sekundäre Dislokation oder anhaltende Beschwerden ursächlich waren. Weiterhin wurde erfasst, welcher Zeitraum seit dem Unfall vergangen war und welches OP-Verfahren gewählt wurde. Analog wurden postoperatives Mobilitätsniveau und Beinbelastung erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 54 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 79,1 Jahren eingeschlossen. 39 Patienten waren zuvor ohne Einschränkung mobil. 49 Patienten konnten mit Gehhilfen bei konservativer Therapie mobilisiert werden, 37 unter Vollbelastung, 17 führten eine Teilbelastung durch. 67% konnten nach konservativer Therapie entlassen werden, bei 33% wurde noch im gleichen stationären Aufenthalt ein Verfahrenswechsel erforderlich. Bei 30,6% der entlassenen Patienten erfolgte eine Wiederaufnahme zu Operation. Somit wurden 51,9% der konservativ behandelten Patienten im Verlauf operiert. Grund hierfür waren bei allen Patienten persistierende oder zunehmende Schmerzen, bei 71,4% der operierten Patienten trat eine sekundäre Dislokation auf. 79,0% der Dislokationen traten unter Vollbelastung auf. Operativ erfolgten der Gelenkersatz (20) oder die Osteosynthese (7).
Aufgrund der verfügbaren operativen Verfahren muss die Indikation zur konservativen Therapie der Schenkelhalsfraktur kritisch gestellt werden. Vor dem Hintergrund einer hohen frühen Versagensrate von 51,9% in unserem Patientenkollektiv kann die konservative Therapie unter bestimmten Voraussetzungen empfohlen werden, dies gilt insbesondere für Patienten mit eingestauchten Abduktionsfrakturen, die eine Teilbelastung umsetzen können.