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Der vertikale Einbeinsprung ist ein geeignetes Instrument zur Quantifizierung der funktionellen Leistung in der frühen und mittleren Rehabilitationsphase nach Ersatz des vorderen Kreuzbandes
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Funktionstests werden häufig zur Beurteilung des Rehabilitationsfortschritts nach Knieoperationen (z.B. Ersatz des vorderen Kreuzbandes, VKB-E) eingesetzt. Ziel der Studie war es, die Eignung des Beinsymmetrieindex (limb symmetry index, LSI) und des einbeinigen vertikalen Sprungtests (SLVHT), quantifiziert mittels digitaler Sensortechnologie, zur funktionellen Beurteilung des Rehabilitationsfortschritts bei Patienten nach VKB-E zu prüfen.
Methodik: Zwischen Januar 2020 und Juni 2022 führten konsekutiv 143 Patienten (Alter: 26,6±8,9 J., m/w 66/34%) 3 und 6 Monate (Mo) nach VKB-E einen Funktionstest zur Rückkehr zum Sport durch. Die Sprunghöhe (SH) während des SLVHT wurde mithilfe eines validierten digitalen Bewegungssensors (Orthelligent Pro, OPED) quantifiziert. Es wurde der LSI (Verhältnis SLVHT verletzt zu unverletzt) ermittelt. Mittels multivariater linearer Regressionsanalyse wurde der Einfluss verschiedener Faktoren (Alter, Gewicht, Indikation, verletzte Seite, SH unverletztes Bein) auf SLVHT ermittelt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der SLVHT des verletzten Beins betrug 3 Monate postoperativ 59,6% des unverletzten Beins (verletzt vs. unverletzt: 13,5±5,5 vs. 22,9±6,2cm, p<0,01). Die SH des verletzten Beins verbesserte sich 6 Monate postoperativ um 44,1% und blieb mit 79,6% (LSI) signifikant niedriger als SLVHT des unverletzten Beins (verletzt vs. unverletzt: 18,4±6,9 vs. 23,2±7,0cm, p<0,001). Männer sprangen signifikant höher als Frauen (m vs. w: 3 Mo., 15,2±5,4 vs. 10,2±3,8cm; 6 Mo., 21,1±6,3 vs. 13,3±4,9cm; p<0,001) bei vergleichbaren LSI (m vs. w: 3 Mo., 59,6 vs. 59,5%; 6 Mo., 80,6 vs. 77,8%). Jüngere Patienten sprangen mit dem verletzten Bein postoperativ höher als ältere (< =30 vs.>30 J: 3 Mo., 14,3±5,5 vs. 11,4±4,9cm; 6 Mo., 19,5±6,9 vs. 15,5±6,0cm; p<0,001). Der LSI war in der jüngeren Gruppe signifikant höher (< =30 vs.>30 J: LSI 3 Mo., 61,0 vs. 55,4%; LSI 6 Mo., 81,0 vs. 75,6%; p<0,05). Die SH des SLVHT und der LSI mit dem verletzten Bein unterschieden sich nicht zwischen Patienten mit isoliertem VKB-E und mit VKB-E mit Meniskusbeteiligung (3 Mo., 13,3±5,5 vs. 13,7±5,4cm; 6 Mo., 17,8±6,9 vs. 18,9±6,9cm; je p>0,05). In der multivariaten Analyse war die SH des unverletzten Beins (6 Mo., 23,2±7,0cm) der unabhängige Prädiktor mit dem größten Einfluss auf die SH des verletzten Beins (ß=0,76, T=13,6, p<0,001). Es gab keine unerwünschten Ereignisse.
Der SLVHT und LSI sind in der frühen und mittleren Rehabilitationsphase für die einfache objektive Quantifizierung der Kniegelenksfunktion mit Sensortechnologie geeignet. Die SH des unverletzten Beins ist ein valider unabhängiger Prädiktor für die postoperative SH des verletzten Beins. Die Daten belegen die Validierung der SLVHT und LSI mit guter Reliabilität, Sensitivität und hoher Sicherheit. Der SLVHT könnte unter Berücksichtigung der Haupteinflussvariablen geeignet sein um Rehabilitationsempfehlungen zu personalisieren sowie für den Einsatz in wissenschaftlichen multizentrischen klinischen Studien nach Kniegelenksverletzungen.