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Temporäre Hemiepiphysiodese zur Wachstumslenkung: Bietet die FlexTack Vorteile gegenüber den etablierten Blount-Klammern oder Eight-Plates?
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Die temporäre Hemiepiphysiodese (HED) ist ein anerkanntes Verfahren zur Wachstumslenkung bei Kindern mit Genu valgum und varum. Historisch wurde diese mittels Blount-Klammern (BK) gemacht. Heutzutage werden mehrheitlich 8-plates (8P) verwendet. Beide Implantate bieten Vorteile, zeigen aber auch implantatassoziierte Komplikationen wie z.B. Materialbruch oder Dislokation. Daher wurde mit der FlexTack (FT; Fa. Merete, Berlin) 2013 ein weiteres Implantat zur Wachstumslenkung, welches die Vorteile beider etablierten Verfahren vereinigen soll, eingeführt. In dieser Studie sollen die klinisch-radiologischen Ergebnisse der BK und 8P mit denen der neuen FT verglichen werden.
Methodik: Es wurden drei konsekutive Gruppen, welche eine temporäre HED mittels BK, 8P oder FT erhielten, analysiert. Es wurden bis 2019 298 Patienten (124w, 174m) mit 1010 Implantaten (535 BK bei 88 Pat., 190 8P bei 72 Pat., 285 FT bei 138 Pat.) eingeschlossen. Bei Indikationsstellung lag im Mittel eine mittlere Achsabweichung (MAD) von 19mm bei Genu valgum und 25mm bei Genu varum vor. Das Durchschnittsalter bei Implantation betrug für BK und FT 11,9 und 8P 11,5 Jahre.Pro behandeltem Knochen (distales Femur oder proximale Tibia) wurden im Durchschnitt 2-3 BK, eine 8P oder 1 FT verwendet. Anteroposteriore Achsbeinstandaufnahmen erfolgten unter Therapie i.d.R. alle 3 Monate. Die Analyse perioperativer Parameter und Komplikationen wurde anhand vorliegender klinischer Datensätze erstellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eine suffiziente Achskorrektur, physiologische Achse oder leichte Überkorrektur vor Wachstumsabschluss, konnte mittels aller drei Implantate bei ca. 75% der Patienten pro Kohorte erreicht werden. FT zeigten im Vergleich zu den anderen beiden Implantaten eine signifikant bessere Korrekturrate des Genu valgum mit 1,5mm/Monat (8P: 0,9mm/Monat, p=0,001; BK: 0,8mm/Monat, p=0,002). Genua vara zeigten keine signifikanten Unterschiede bzgl. der Korrekturraten. Die OP-Zeit bei Implantation konnte signifikant reduziert werden (FT: 23min, 8P: 30min (p=0,023), BK: 60min (p=0,001)). Intraoperative Röntgenzeiten waren äquivalent für FT und 8P, jedoch signifikant verringert im Vergleich zu BK (p= 0,001). Im weiteren Verlauf zeigte sich eine gebrochene FT und eine metaphysäre Lockerung während zehn gebrochene Schrauben bei den 8P und elf Lockerungen/Dislokationen bei den BK auftraten.
Obwohl alle Implantate zu einer adäquaten Achskorrektur führen, bietet die FT u.a. den Vorteil einer kürzeren Implantationszeit durch Verwendung der kleinstmöglichen Anzahl an erforderlichen Implantaten. Außerdem kann aufgrund der schnelleren Korrekturrate der Implantationszeitpunkt näher am Wachstumsabschluss erfolgen. Insgesamt scheinen FT somit eine vergleichbar suffiziente, jedoch schnellere Deformitätenkorrektur bei geringerem Komplikationsrisiko zu erreichen.