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Non-invasive Perfusionsbeurteilung mittels neuer ultraschallbasierter Power-Doppler – Techniken zur Frühdiagnostik des Kompartmentsyndroms der Extremitäten
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Die korrekte Diagnose eines akuten Kompartmentsyndroms der Extremitäten und folgende Indikation zur Durchführung einer Fasziotomie, stellt trotz moderner Diagnostikverfahren immer noch eine große Herausforderung dar. Eine frühe und rasche eindeutige Diagnose und resultierende chirugische Intervention sind jedoch für das Outcome des Krankheitsbildes maßgebend.
Aktueller Goldstandard in der Diagnostik ist der klinische Eindruck und die chirurgische Erfahrung, die jedoch situations- und erfahrungsabhängig sind.
Apparative Diagnosemöglichkeiten sind in invasive und non-invasive Diagnostik zu trennen, sind jedoch häufig störanfällig, zum Großteil nicht sicher validiert und häufig in der klinischen Infrastruktur nicht immer verfügbar.
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde ein non-invasives Diagnostikverfahren untersucht, die Doppler-Sonographie, welche im Hinblick auf das Kompartmentsydrom die Änderung der Perfusion der unteren Extremität in der simulierten Frühphase eines Kompartmentsyndroms untersucht.
Methodik: Unter Verwendung eines standartisierten und validierten Simulationsprotokolls erfolgte die Simulation eines beginnenden Kompartmentsyndroms im Bereich des Unterschenkels bei 25 jungen und gesunden, männlichen Probanden im Alter zwischen 20 und 31 Jahren.
Es erfolgte die Perfusionsbeurteilung mittels drei verschiedener Doppler: monochrome Superb Microvascular Imaging (mSMI), Color Superb Microvascular Imaging (cSMI) und Power Doppler (PD). Als Hauptmessgröße wurde das Perfusionsverhältnis pro Fläche in einer festdefinierten region of interest (ROI) des M. tibialis ant. definiert. Nach Erhebung der Daten erfolgte eine deskriptive und statistische Auswertung.
Ergebnisse: Im Rahmen der Untersuchungen zeigte sich eine Zunahme der Perfusion pro Fläche in allen drei Doppler-Tool-Simulationen. Es wird daher die initiale Zunahme der Perfusion im arteriellen Kapillarbett als Zeichen der beginnenden venösen Stase mit Rückstau gewertet.
In allen Messungen der drei Doppler Techniken zeigte sich weiterhin ein punctum maximum der Perfusionsveränderung in der höchsten Simulationsstufe. Im Verhältnis zum Nullwert konnte somit eine Steigerung der Perfusion in der ROI zur maximalen Druckstufe im mSMI um das 1,39-fache, im cSMI um das 1,99-fache und im PD um das 3,16-fache nachgewiesen werden. Eine indirekte Abhängigkeit von Perfuison zu Druck ist damit bewiesen.
Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass mittels der neunen Untersuchungsmöglichkeiten PD, mSMI und cSMI Veränderungen der Perfusion bereits in der Frühphase des Kompartmentsyndroms nachgewiesen werden können. Somit stellt das untersuchte Untersuchungstool eine interessante, innovative und vielversprechende Möglichkeit da, gerade die frühzeitige und valide Diagnose eines Kompartmentsyndroms unterstützen zu können. Bei der Limitation einer Probandenstudie an einem sehr homogenen Kollektiv sind nun weitere Studien zur Reliabilisierung notwendig.