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Retrospektive Analyse von 57 autologen Fibulatransplantationen zur knöchernen Femur- und Humerusrekonstruktion – Outcome nach vaskularisierter versus nicht-vaskularisierter Technik
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Die autologe Fibulatransplantation zur Rekonstruktion größerer Knochendefekte hat sich in der operativen Therapie von Knochentumoren sowie nach Traumata und Pseudarthrosen bewährt. Es sind jedoch hohe Komplikations- und Versagensraten zu berücksichtigen, hauptsächlich durch unzureichende knöcherne Integration, Transplantatbruch und Infektionen. Ziel der Arbeit war die vergleichende Analyse des Outcomes nach vaskularisierter (gefäßgestielter) versus nicht-vaskularisierter (nicht-gefäßgestielter) Technik, da hierzu bislang valide Daten in der Literatur fehlen.
Methodik: Die retrospektive Kohortenstudie umfasst 57 Patienten, welche zwischen 1995 und 2015 eine Fibulatransplantation im Bereich des Femurs (27) und Humerus (30) erhielten (mittleres Follow-up: 70 Monate). 55 Patienten hatten eine einseitige Fibulaentnahme, 2 Patienten beidseitige, so dass insgesamt 59 Fibulatransplantationen untersucht wurden (30 vaskularisierte Transplantate, 29 nicht-vaskularisierte), in 52 Fällen wegen eines Tumors und in 5 Fällen wegen einer Pseudarthrose. Outcomeparameter waren der Enneking (MSTS)-Score, Harris Hip Score, Constant Score und DASH Score. Die statistische Auswertung erfolgte mit Chi-Quadrat-Tests und Student-T-Tests.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 25 von 57 Patienten (44%) zeigten ein mechanisches Transplantatversagen mit der Notwendigkeit von Revisionseingriffen, 4 eine Infektion (7%). 5 Tumorpatienten zeigten ein Lokalrezidiv (10%).
Im Gesamtkollektiv zeigte sich ein MSTS-Score von 24 (Standardabweichung (SD) 5), am Humerus ein DASH-Score von 15 (SD16) und Constant Score von 61 (SD23) sowie am Femur ein Harris Hip Score von 86 (SD14). Es zeigte sich nur eine schwache Korrelation zwischen Patientenzufriedenheit und funktionellem Outcome. Revisionen wirkten sich nicht statistisch signifikant auf die Patientenzufriedenheit aus.
Im Vergleich zu nicht-vaskularisierten Fibulae zeigten vaskularisierte Fibulatransplantation signifikant schlechtere Ergebnisse mit höherem Transplantatversagen (p<0,0001), mehr Revisionen (p=0,0006), mehr Frakturen (p=0,005), mehr Pseudarthrosen (p=0,0017) und schlechterem MSTS-Score (22 versus 26; p=0,019). Obwohl kleine Transplantate häufiger nicht-vaskularisiert (bei Länge < 10cm (n=9) nur 1x vaskularisiert) und große Implantate häufiger vaskularisiert transplantiert wurden (bei Länge >20cm (n=7) alle vaskularisiert), zeigte die Länge des Fibulatransplantats im Gesamtkollektiv keinen signifikanten Einfluss auf das Outcome.
Es zeigte sich eine klare Überlegenheit nicht-vaskularisierter Transplantate mit geringeren Komplikationsraten und besserem funktionellem Outcome. Mögliche Ursachen für die schlechteren Ergebnisse bei vaskularisierten Transplantaten sind längere Operationszeiten und fehlende Perfusion des verpflanzten Weichgewebes sowie im Mittel größere Transplantatlängen. Insgesamt zeigen sich trotz hoher Komplikationsraten und häufigen Revisionseingriffen gute klinische Ergebnisse in beiden Gruppen.