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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Multimodale Therapie von chronischen Rückenschmerzen, Evaluation eines Vertrages zur integrierten Versorgung von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Kay Niemier - Rückenzentrum am Michel, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT29-915

doi: 10.3205/18dkou422, urn:nbn:de:0183-18dkou4221

Veröffentlicht: 6. November 2018

© 2018 Niemier.
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Gliederung

Text

Fragestellung:

1.
Kann eine multimodale interdisziplinäre teilstationäre Schmerztherapie Patienten mit chronischen und chronifizierungsgefährdeten Schmerzsyndromen hinsichtlich Schmerz, Funktion, Alltagsfähigkeit, Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit nachhaltig helfen?
2.
Sind integrierte Versorgungsverträge und die Zusteuerung durch eine Krankenkasse ein Problem oder Teil der Problemlösung?
3.
Ist eine multimodale interdisziplinäre teilstationäre Schmerztherapie Kosteneffizient?

Methodik: Für diese Studie wurden über 1800 Patientendatensätze aus einem Vertrag zur integrierten Versorgung der Rückenzentren in Berlin und Hamburg retrospektiv ausgewertet (Routinedaten 2010-2017). In diesem Vertrag steuert die Krankenkasse Patienten mit Arbeitsunfähigkeiten von über 6 Wochen ein. In einem interdisziplinären Assessment wird das weitere Therapieprozedere festgelegt.

Zur Bestimmung der Patientenpopulation (Subgruppe) erfolgte der Vergleich mit der Patientenpopulation die zur Evaluation des Deutschen Schmerzfragebogens (DSF) verwandt wurde. Verglichen wurden die Daten aus dem DSF.

Patienten die in die teilstationäre multimodale Schmerztherapie eingeschlossen wurden, füllten am Behandlungsende und 6 Monate nach der Behandlung erneut den DSF aus.

Die Datenauswertung erfolgte in einem von den Rückenzentren unabhängigen externen Institut.

Die Kosteneffizienz der Behandlung wurde in einer weiteren prospektiven Matched Pair Analyse durch eine Krankenkasse durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Patienten die durch die Krankenkasse zum interdisziplinären Assessment angemeldet wurden unterscheiden sich von den Patientenpopulationen der DSF-Evaluation. Die Patienten sind jünger, haben einen höheren Bildungsabschluss und sind seltener berentet. Obwohl die Schmerzchronifizierung in der DSF-Evaluationsstudie fortgeschrittener ist(Mainzer Schmerzstadien), ist der Schweregrad der Erkrankung (v. Korff) in den Rückenzentren höher.

Nach der Behandlung zeigen die Patienten signifikante (p<0,05) und klinisch relevante Effektstärken >0,8) Verbesserungen hinsichtlich Schmerzstärke, Lebensqualität und Alltagsfunktionalität. Diese Verbesserungen halten sich nicht nur über den 6 Monats Follow up sondern zeigen eine weitere Verbesserungstendenz.

In die Untersuchung der Kosteneffizienz wurden 514 Patienten eingeschlossen. 257 Patienten wurden mit einer multimodalen tagesklinischen Schmerztherapie behandelt, alle anderen erhielten „treatment as usual“. Durch die multimodale Schmerztherapie konnten 3000 Euro/Jahr eingespart werden.

Zusammenfassend unterscheiden sich Patienten die durch die Krankenkasse in ein integriertes Versorgungskonzept eingeschlossen werden von anderen Populationen mit chronischen Schmerzen. Die Behandlung dieser Patienten ist medizinisch wie ökonomisch effektiv. Die Daten sprechen für eine Subgruppenbildung bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und eine gezielte, auf die entsprechende Subgruppe ausgerichtete Therapie.