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Perkutane Dilatationstracheotomie bei Morbus Bechterew?
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Etwa 0,5% der Bevölkerung in Europa zeigen das Bild eines M. Bechterew. In Deutschland bedeutet dies, dass ca. 340.000 Menschen an diesem Krankheitsbild erkrankt sind. Der M. Bechterew ist ein positiver Prädiktor für einen schwierigen Atemweg bei der Intubation und mit Komplikationen assoziiert. Außerdem besteht eine Kyphose der HWS, sodass während einer perkutanen dilatativen Tracheotomie (PDT) der Kopf nicht rekliniert werden kann. Aus diesen Gründen kann der M. Bechterew als Kontraindikation für eine PDT angesehen werden, jedoch ist uns keine Studie bekannt, die die Durchführbarkeit oder die Komplikationen der PDT bei M. Bechterew-Patienten beschreibt. Ziel dieser retrospektiven Untersuchung ist es, die Durchführbarkeit darzustellen und die Komplikationsrate dieses Eingriffes zu untersuchen.
Methodik: Im Zeitraum 2002 bis 2015 wurden in unserer Klinik bei insgesamt 30 Patienten eine Dilatationstracheotomie bei bekanntem M. Bechterew durchgeführt Die Nachuntersuchung umfasste die Aktenauswertung aller 30 Patienten und die Darstellung von periinterventionellen Komplikationen, insbesondere Blutungen, kardio-pulmonale Instabilität, Verlust des Atemweges, Fehlpunktionen oder Fehllagen der Trachealkanüle.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 30 Patienten, 3 (10%) Frauen, 27 (90%) Männer, im Alter von 46 - 89 Jahren in die Untersuchung aufgenommen werden. Bei 29 Patienten lag eine Verletzung der Wirbelsäule vor (18 HWS-Verletzungen, 10 BWS, 1 LWS), davon 2 im Rahmen eines Polytraumas, 17 Patienten hatten eine begleitende Verletzung des Rückenmarkes (11 Tetraplegie, 6 Paraplegie). 1 Patient hatte eine intraabdominelle Sepsis bei Kolonischämie. Das durchschnittliche Alter betrug 70,5 Jahre. Alle PDTs wurde bettseitig auf der Intensivstation durchgeführt. Bei einem Patienten wurde vor dem Eingriff der nasale Tubus auf eine Larynxmaske gewechselt. Periinterventionell kam es bei keinem Patienten zu einer Komplikation, keine kardiopulmonale Instabilität, keine Blutung, kein Verlust des Atemweges, kein Hinweis auf Kanülenfehllage. Bei einem Patienten kam es 4 Tage postoperativ zu einer akzidentellen Dekanülierung, im Verlauf (weitere 2 Tage später) mit komplikativer oraler Reintubation und Re-PDT, die dann erneut komplikationslos war.
In unserer Fallserie von 30 PDTs bei M. Bechterew zeigt sich keine erhöhte Komplikationsrate. Aus unserer Sicht ist der M. Bechterew in der Hand des erfahrenen Operateurs keine Kontraindikation für die PDT.