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Arbeitsunfähigkeitsdauer nach intramedullärer Schienung von dislozierten Klavikulaschaftfrakturen abhängig von der Arbeitsbelastung und der Komplexität der Fraktur
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Haben das Frakturmuster (einfach vs. komplex) und die körperliche Belastung im Beruf Einfluß auf die Arbeitsunfähigkeitsdauer (AUFD) nach intramedullärer Schienung (IMS) von dislozierten Klavikulaschaftfrakturen (DKSF)?
Methodik: Zwischen 09/2009 und 07/2015 wurde anhand einer retrospektiven Datenerhebung bei 58 Patienten (Pat.) (8w/50m, durchschnittliches (Ø) Alter 38,4 (20-59) Jahre) nach offen reponierter und mit IMS (Titanium Elastic Nail (TEN), Fa. Synthes, Umkirch, Deutschland) versorgten DKSF die AUFD bestimmt. Einschlusskriterien waren eine isolierte geschlossene DKSF und ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zum Unfallzeitpunkt. Die AUFD begann am Unfalltag und endete am letzten Tag vor Wiederaufnahme der vollen Arbeitstätigkeit.
Bei allen Pat. wurde für 6 Wochen postoperativ (postop.) die belastungsfreie, schmerzabhängige Bewegung des Schultergelenkes mit einer maximalen Abduktion/Flexion bis 90° erlaubt. Die Klassifikation der Arbeitsbelastung erfolgte nach den REFA-Kriterien, mit der Gruppe 0-1 (niedrige körperliche Arbeitsbelastung) und der Gruppe 2-4 (hohe körperliche Arbeitsbelastung). Zusätzlich wurden als mögliche Einflussfaktoren auf die AUFD das Frakturmuster (einfach vs. komplex) und die postoperative Physiotherapie (PT) (ja vs. nein) jeweils innerhalb der beiden REFA-Gruppen untersucht.
Die Fraktureinteilung erfolgte nach der OTA-Klassifikation in einfache (OTA Typ 15B1 und -B2) und komplexe Frakturen (OTA Typ 15B3).
Das Signifikanzniveau wurde festgelegt auf p<0,05.
Ergebnisse: Die Ø AUFD betrug unabhängig von der Arbeitsbelastung 39,86 (3-150) Tage. Pat. mit niedrigerer körperlicher Arbeitsbelastung (n=33) hatten mit Ø 32,48 (3-136) Tagen eine kürzere AUFD als Pat. in der Gruppe REFA 2-4 (n=25) mit 49,6 (14-150) Tagen (p=0,02). Das Frakturmuster hatte keine signifikante Auswirkung auf die AUFD (einfache Frakturen (n=35): Ø 40,54 (3-150) Tage; komplexe Frakturen (n=23): Ø 38,82 (14-136) Tagen, p=0,85). Innerhalb der beiden REFA-Gruppen waren die Unterschiede der AUFD zwischen den Frakturmustern zwar größer, aber ohne statistische Signifikanz.
Pat. ohne postop. PT (n=30) hatten mit Ø 30,5 (3-84) Tagen eine kürzere AUFD als Pat. mit postop. PT (n=28) mit 49,89 (14-150) Tagen (p=0,021). Innerhalb der beiden REFA-Gruppen zeigte die AUFD abhängig von einer postop. PT die gleiche Tendenz, z.T. ebenfalls mit statistischer Signifikanz.
Schlussfolgerung: Die AUFD nach IMS bei DKSF ist nicht abhängig von der Komplexität der Fraktur. Bei hoher körperlicher Arbeitsbelastung im Beruf verlängert sich die AUFD nach IMS signifikant im Vergleich zu geringer körperlicher Arbeitsbelastung. Die IMS der DKSF erlaubt unabhängig vom Frakturtyp die sofortige belastungsfreie, schmerzabhängige Bewegung des Schultergelenkes mit einer maximalen Abduktion/Flexion bis 90°. Die Pat., die eine PT in Anspruch nehmen mussten, hatten eine signifikant längere AUFD als die, die darauf verzichten konnten.