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Periprothetische Infektion bei modularen Endoprothesen an der unteren Extremität
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Modulare Megaendoprothesensysteme dienen der Überbrückung sehr großer Knochendefekte und gehören mittlerweile in der Tumorbehandlung wie auch in der Revisionsendoprothetik zu etablierten Behandlungsmethoden in der Orthopädischen Chirurgie. Jedoch ist die Indikation für einen Einsatz einer solchen modularen Megaendoprothese sehr streng zu stellen. Es handelt sich um große und komplikationsträchtige Eingriffe, bei denen immer die begrenzten Rückzugsmöglichkeiten berücksichtigt werden müssen. Insbesondere das Management von periprothetischen Infektionen ist anspruchsvoll und mit vielen Hürden verbunden.
Methodik: Retrospektiv wurden die Patienten untersucht die in unserer Klinik im Zeitraum von September 1994 bis Dezember 2011 mit dem modularen Endoprothesensystem München-Lübeck (MML-System, Fa. Orthodynamics, Lübeck, Deutschland) an der unteren Extremität versorgt wurden. Es konnten insgesamt 101 Patienten mit 114 implantierten modularen Endoprothesen ermittelt werden. Insgesamt wurden 30 Männer (29,7 %) und 71 Frauen (70,3 %) eingeschlossen. Das Durchschnittsalter bei OP betrug 67 Jahre (18 bis 92 Jahre).
Ergebnisse: Das durchschnittliche Follow-up lag bei 24 Monaten (7 Tage bis 14 Jahre bis 11 Monate), die Drop out Rate bei 8,8%. Insgesamt konnten 19 (16,7%) Infektionen der Endoprothese festgestellt werden. Es handelte um 3 Frühinfekte und 16 späte bzw. verzögerte Infektionen. Das Keimspektrum wurde von Koagulase-negative Staphylokokken (36%) und Staphylokkokus aureus (16%) dominiert, davon 26% multiresitente Erreger. In 37% kam es zu einem Reinfekt. Tumoren hatten signifikant weniger Infektionen als die übrigen Indikationen. Nach Voroperationen traten etwa doppelt so häufig Infektionen auf.
Schlussfolgerung: Infektionen von modularen Endoprothesen sind deutlich häufiger als bei primären Endoprothese und neben den Luxationen des proximalen Femurersatz die häufigste Komplikation. Wesentlich ist ein konsequentes und radikales chirurgisches Vorgehen. Auch bei einem adäquten Behandlungskonzept ist die Rezidivrate sehr hoch. Leider zeigen sich oft unbefriedigende funktionelle Ergebnisse, wobei Amputation häufig die ultima Ratio darstellen. Daher muss bereits die Indikation zur Implantation wohl überlegt und insbesondere bei multimorbiden Patienten mit bereits vorangegangen Gelenkinfekten kritisch diskutiert werden.