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Parathormontherapie bei aseptischen Pseudarthrosen
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Eine ausbleibende knöcherne Konsolidierung 6 Monate nach Frakturereignis wird als Pseudarthrose definiert. Sowohl für den Patienten, als auch aus sozioökonomischer Sicht stellen Pseudarthrosen ein bedeutendes Problem dar. Man unterschiedet hypertrophe, vitale von atrophen, avitalen Pseudarthrosen. Risikofaktoren für eine verzögerte Frakturheilung sind unzureichende Immobilisation, schlechte Adaptation der Frakturflächen, Interposition von Weichteilen in den Frakturspalt sowie Durchblutungsstörungen und Infektionen. Die Entstehung von Pseudarthrosen nach Frakturen der langen Röhrenknochen liegt in Abhängigkeit der OP-Technik bei 2,6 - 16%. Knochenheilung ist ein komplexer Prozess, der durch eine Vielzahl von Signalmolekühlen orchestriert wird. Parathormon (PTH) hat zum einen eine direkte Wirkung auf Osteoblasten und Osteoklasten. Zusätzlich verstärkt es die Wirkung anderer osteogener Molekühle wie des Bone Morphogenic Protein (BMP) oder des Thrombocyte Growths Factor - 1 (TGF-b 1). In tierexperimentellen Studien konnte eine fördernde Wirkung von PTH auf die Frakturheilung gezeigt werden. In dieser prospektiven Studie wurde 32 Patienten mit Pseudarthrosen PTH verabreicht, um den Effekt auf die Frakturheilung zu erfassen.
Methodik: Es wurden insgesamt 32 Patienten im Alter von 22 - 83 (54 +/- 15,9), bei denen eine Pseudarthrose diagnostiziert wurde in die Studie eingeschlossen. Die letzte Revisionsoperation musste mindestens 3 Monate zurück liegen. Bei allen Patienten wurde zuvor ein Vitamin D Mangel ausgeschlossen. Bei den Frakturen handelte es sich um 16 Pilon tibial Frakturen, 8 Femoralfrakturen, 2 Knöchelfrakturen, 3 Armfrakturen, 2 distale Unterschenkelfrakturen und 1 Metatarsalfraktur. Die Geschlechterverteilung war nahezu ausgeglichen. Die Patienten wurden über 4 - 10 Wochen (7,3 +/- 1,5) mit 20 µg/d Teriparatid (Forsteo) behandelt. Klinische, laboranalytische und konventionell radiologische Verlaufskontrollen wurden im Abstand von 4 Wochen durchgeführt. Endpunkt der Studie war die volle Belastbarkeit des Knochens bei radiologisch gesicherter, knöcherner Konsolidierung der Frakturen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 30 von 32 Patienten kam es unter PTH - Gabe zu einer knöchernen Konsolidierung der Fraktur und zur vollständigen Belastbarkeit innerhalb von 6 Monaten nach Therapieende. Die Therapie wurde gut vertragen, ein Abbruch aufgrund von Nebenwirkungen war nicht notwendig.
Die vorliegende Studie bestätigt die tierexperimentellen Ergebnisse eines positiven Effekts von PTH auf die Frakturheilung bei aseptischen Pseudarthrosen von Röhrenknochen. Die Gabe von 20 µg/d Teriparatid über eine Dauer von durchschnittlich 8 Wochen kann zur Konsolidierung von Frakturen mit verzögerter Heilung führen und sollte als mögliche Therapieoption in Betracht gezogen werden. Eine Optimierung der notwendigen Dosis und Therapiedauer sollte in weiteren klinischen Studien untersucht werden.