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Einfluss der Blutsperre auf die periprothetische knöcherne Zementpenetration bei der Implantation von Knie-Totalendoprothesen: Eine randomisierte klinische Studie
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Die Anwendung einer Blutsperre wird in der Knie-Endoprothetik mit klinischen Vor- und Nachteilen auf niedrigem Evidenzniveau diskutiert. Dabei werden biologische und technisch-methodische Parameter beleuchtet. Der Effekt der Blutsperre auf die periprothetische knöcherne Zementpenetration ist kaum untersucht. Die vorliegende Arbeit untersuchte biochemische, klinische und radiologische Effekte der intraoperativ angelegten Blutsperre bei Knie-TEP.
Methodik: Es erfolgte der Einschluss von 98 Patienten in die randomisierte, kontrollierte und monozentrische Studie bei geplanter primärer Knie-TEP (Clinical-Trials.gov NCT02475603). Mit ihrer Einwilligung wurden die Patienten randomisiert der Gruppe A (OP mit Blutsperre) (n = 49) oder Gruppe B (OP ohne Blutsperre) (n = 49) zugeteilt.
Die primäre Studien-Fallzahl- und Power-Analyse bezog sich auf eine biochemische Auswertung von Probeexcisionen der Muskulatur. Nach Abschluss der Datenaquise wurde als weitere Zielvariable die radiologische, periprothetische, tibiale Zementpenetration festgelegt; diese wurde nach definierten Kriterien (Knee Society Scoring System) in 10 Zonen (7-Zonen-ap + 3-Zonen-seitlich) standardisiert gemessen. Die Datenanalyse erfolgte mit dem Students-T-Test (parametrischen Daten) bzw. dem Chi-Quadrat-Test (nicht-parametrischen Daten). Die Effektstärke für die Zielvariable Zementpenetration betrug 0,5; die statistische Power lag bei > 0,8; Fallzahl 88 (Pre-hoc-Test).
Ein positives Ethikvotum liegt vor (Aktenzeichen 2012-334N-MA).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zwischen den randomisierten Gruppen zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede im Hinblick auf Parameter wie Alter, Geschlecht, Seite, Händigkeit, BMI, ASA-Score, Narkoseverfahren, Operateur, Operationstechnik, Prothesendesign, Rehabilitationsprotokoll, präoperative Deformität und Arthrosegrad.
Die kumulative, periprothetische, tibiale Zementpenetration betrug durchschnittlich 28,5 ± 11 mm in Gruppe A und 26,6 ± 10 mm in Gruppe B (p=0,2).
Der intraoperative Blutverlust lag ohne Blutsperre 250 ml höher (p 0,002), während der gesamte perioperative Blutverlust 1067 ± 465 ml (Gruppe A) und 1206 ± 471 ml (Gruppe B) (p=0,2) betrug. Der Blutungsindex lag im Mittel bei 3,5 ± 1,4 (Gruppe A) versus 3,9 ± 1,3 (Gruppe B). In einem Fall (2 %) aus der Gruppe A und vier Fällen (9%) aus der Gruppe B wurden Erythrozytenkonzentrate transfundiert. Die prä- zu postoperative Differenz des Kniegelenkumfangs betrug 31 ± 15 mm (Gruppe A) und 28 ± 14 mm (Gruppe B) (p=0,3). Die Operationszeit war 79 ± 23 min (Gruppe A) versus 85 ± 20 min (Gruppe B) (p=0,4). Der Analgetikabedarf/die Schmerzintensität (VAS) bei Entlassung, die Dauer des stationären Aufenthalts und die Komplikationsraten waren zwischen den Gruppen vergleichbar.
Die periprothetische knöcherne Zementpenetration scheint unabhängig von der Anwendung der Blutsperre zu sein, wenngleich die Nutzung der Blutsperre in der Tendenz einer Reduktion des intraoperativen Blutverlusts und der Operationszeit dienen könnte.