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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Welchen Stellenwert hat die stabile Fistel in der Behandlung von periprothetischen Infektionen? Ist sie ein Relikt aus vergangenen Tagen oder auch heute noch gerechtfertigt?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Florian Tröndlin - Ruhr-Universität Bochum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Thomas A. Schildhauer - Ruhr-Universität Bochum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Hinnerk Baecker - Ruhr-Universität Bochum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI41-1406

doi: 10.3205/16dkou283, urn:nbn:de:0183-16dkou2836

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Tröndlin et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Behandlung persistierender periprothetischer Infekte (PPI) stellt eine wesentliche Herausforderung der modernen septischen Revisionsendoprothetik dar. Dabei sind verschiedene Behandlungsansätze etabliert. Das übergeordnete Ziel der Behandlung ist die erfolgreiche Infektsanierung und Implantation einer dauerhaft infektfreien Endoprothese mit hinreichendem funktionellen Ergebnis. Dennoch gibt es periprothetische Infekte, z.B. bei Vorliegen einer Infektion mit sog. "difficult to treat" Keimen, die eine Infektsanierung nicht ermöglichen und daher als ultima ratio die Schaffung einer stabilen Fistel besteht. Im Rahmen der chronischen Infektion soll diese mit einem permanenten Abfluss zur Kontrolle der Infektsituation beitragen und gleichzeitig eine ausreichende Funktion der einliegenden Prothese gewährleistet werden.

In der vorliegenden Studie wurden Patienten mit stabiler Fistel nach Hüft- oder Knie-TEP untersucht und die Ergebnisse im Hinblick auf die Funktion, Patientenzufriedenheit, Lebensqualität und die ökonomischen Kosten ausgewertet.

Methodik: In einer retrospektiven Analyse wurden alle Patienten erfasst, die von 2004 - 2015 aufgrund des Vorhandenseins oder der Etablierung einer stabilen Fistel bei liegender Hüft- oder Knieendoprothese behandelt wurden. Die eingeschlossenen Patienten wurden hinsichtlich der klinischen Basisparameter (z.B. Alter, Geschlecht, BMI) und weiterer deskriptiver Daten (z.B. Anzahl der Voroperationen, Erregerspektrum, Antibiotikatherapie, ASA-Klassifikation, Primärbehandlung vor Anlage der stabilen Fistel) befragt. Im zweiten Teil der Studie wurde das funktionelle Ergebnis mit Hilfe standardisierter Untersuchungsprotokolle erfasst (Harris Hip Score, Knee Society Score) und die Lebensqualität anhand des Fragebogens SF-36 bestimmt. Weiterhin wurde die Patientenzufriedenheit mit Hilfe der Likert-Skala evaluiert. Eine Berechnung der ungefähren Kosten für die Behandlung seit Etablierung der stabilen Fistel wurde mit Hilfe des Controllings vorgenommen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Während des erfassten Untersuchungszeitraumes wurden 240 Patienten mit der Diagnose "stabile Fistel" behandelt. Nach Berücksichtigung der Ausschlusskriterien konnten 180 Patienten in die Studie eingeschlossen werden.

Bisher wurden 30 Patienten untersucht. Die Auswertung der vorläufigen Ergebnisse zeigt eine signifikante Verschlechterung der Prothesenfunktion, einhergehend mit einer relevanten Reduktion der Lebensqualität. Die entstandenen Kosten durch intermittierende Krankenhausaufenthalte z.B. bei Fistelverschluss, lassen die Gesamtkosten einer solchen Behandlung signifikant steigen. Ein Großteil der untersuchten Patienten äußert sich unzufrieden und würde einer erneuten Operation zur Infektsanierung zustimmen.

Die stabile Fistel muss in der Behandlung der PPI eine absolute Ausnahme bleiben. Neuartige Behandlungskonzepte ermöglichen eine Infektsanierung von über 90%, so dass die Indikation zur stabilen Fistel in jedem einzelnen Fall kritisch hinterfragt werde muss.