Artikel
Antimikrobielle Peptide (AMP) in der periimplantären Gelenkschleimhaut – neuartige diagnostische Marker der Endoprotheseninfektion
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 13. Oktober 2014 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die sichere (präoperative) Differenzierung zwischen septischer und aseptischer Totalendoprothesen(TEP)lockerung ist Voraussetzung für den langfristig erfolgreichen Implantatwechsel. Der periprothetische Low-grade Infekt stellt jedoch, aufgrund der Kombination aus diagnostischer Lücke und klinisch weitestgehender Unauffälligkeit, ein großes Problem dar. Gegenwärtige (Gold)Standarddiagnostika spiegeln hier eine unzureichende Genauigkeit (Blutserologie, Mikrobiologie des Gelenkpunktates), große Invasivität mit verzögerter Diagnosesicherung (Sonikation, Histopathologie) sowie eine fragliche Praktikabilität mit unzureichender Spezifität (Nuklearmedizin) wieder. Von Antimikrobiellen Peptiden (AMP) als angeborene, endogene Antibiotika ist ein lokal wirksamer Schutz vor Infektionen bekannt. Unsere Arbeitsgruppe konnte kürzlich den Erstnachweis von AMP's in der Gelenkflüssigkeit von Patienten mit periprothetischem Hüft- und Knie-TEP-Infekt erbringen. Ihre diagnostische Genauigkeit übertraf dabei die gegenwärtiger Standarddiagnostika. Nun ist der histopathologische Nachweis dieser AMP's in der periprothetischen Gelenkschleimhaut zur Erhöhung der diagnostischen Genauigkeit (arthroskopisch) gewonnener Gewebeproben zu erbringen.
Methodik: Im Rahmen der prospektiven klinischen EBM-Level II Studie wurde, mit Genehmigung der Ethikkommission, der Gehalt der AMP's LL-37 (Cathelicidin), HBD-3 und HBD-2 in der Gelenkschleimhaut von Patienten mit septischen (n=8) und aseptischen (n=9) Hüft- und Knie-TEP-Lockerungen auf Paraffinschnitten mittels Immunhistochemie und semiquantitativer Auswertung (Immunreaktiver Score nach Remmele und Stegner, Total Score nach Allred) analysiert. Als Goldstandard der periprothetischen Infektion diente die gegenwärtige international empfohlene Kombination aus klinischem Bild, Serolologie, Mikrobiologie und Histopathologie. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney-U-Test und SSPS 19.0/R 2.11.1 Software (Signifikanz bei p<0.05).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Gelenkschleimhaut von Patienten mit septischer gegenüber aseptischer Prothesenlockerung wies, in Analogie zu den kürzlich gezeigten Ergebnissen aus der Gelenkflüssigkeit, eine signifikante Erhöhung sowohl von HBD-3 als auch LL-37 auf. Zudem zeigte sich in der Gelenkschleimhaut eine exzellente diagnostische Güte der beiden Biomarker mit einem AUC-Wert von jeweils 1. HBD-2 hingegen wies, wie auch schon in der Gelenkflüssigkeit gezeigt, keine signifikanten Unterschiede auf (p=0.3).
Erstmalig werden in der Gelenkschleimhaut sowohl ein signifikanter Anstieg als auch eine exzellente diagnostische Güte zweier AMP's bei septischen Endoprothesenlockerungen gezeigt. Diese Erkenntnis kann wegweisend sein für die Optimierung der implantatassoziierten Infektdiagnostik zum Wohle des Patienten.