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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Mehrdimensionalität in der anatomischen Lehre am Bewegungsapparat: eine Subgruppenanalyse hinsichtlich Geschlecht und Lerntyp

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Gertraud Gradl - Universitätsklinik RWTH Aachen, Klinik für Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • John Bennet Carow - Universitätsklinik RWTH Aachen, Klinik für Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Roman Pfeifer - Universitätsklinik RWTH Aachen, Klinik für Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Thomas Dienstknecht - Universitätsklinik RWTH Aachen, Klinik für Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Ralf Müller-Rath - Orthopädische Praxisklinik Neuss, Neuss, Germany
  • Thomas Pufe - Institut für Anatomie und Zellbiologie, Universitätsklinikum RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • Hans-Christoph Pape - Universitätsklinik RWTH Aachen, Klinik für Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Matthias Knobe - Universitätsklinik RWTH Aachen, Klinik für Unfall-und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI61-877

doi: 10.3205/13dkou466, urn:nbn:de:0183-13dkou4661

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Gradl et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die exponentielle Zunahme von bildbasierten diagnostischen und minimalinvasiven therapeutischen Interventionen erfordert ein detailliertes dreidimensionales anatomisches Grundverständnis und erhöht den individuellen Anspruch an das anatomische Ausbildungskonzept. Die kontrollierte randomisierte Studie untersucht, ob der Nutzen komplexer additiver Lehreinheiten (Muskuloskelettaler Ultraschall (MSUS), Arthroskopie (ASK)) Abhängigkeiten hinsichtlich des Geschlechts oder des persönlichen Lerntyps aufweist.

Methodik: Medizinstudenten (m=78, w=164, Semester=3.0, Alter 22.8) wurden randomisiert auf 3 Gruppen verteilt. Die Ultraschall-Gruppe (MSUS, n=84) wurde zusätzlich zum Präparationskurs von 4 fachlich-didaktisch trainierten Peer-Tutoren (10.Semester), die Arthroskopie-Gruppe (ASK, n=70) von 8 erfahrenen Ärzten am Modell (je 2 Lehreinheiten je 75 min, Schulter-und Kniegelenk) unterrichtet. Die Kontrollgruppe (CON, n=88) eignete sich das anatomische Wissen nur über den Präparationskurs an. Daneben wurden die Studierenden angehalten, einen Fragebogen auszufüllen, welcher auf den persönlichen Lerntyp nach Kolb schließen lässt (www.surveymonkey.com). Das anatomische Wissen wurde nach 1 Woche (MC) abgeprüft. Die Evaluation erfolgte per Likert-Skala.

Ergebnisse: Im Gegensatz zu den männlichen Studierenden profitierten die weiblichen Teilnehmer von einer arthroskopisch augmentierten anatomischen Lehre (P<0.001). Die anatomischen Kenntnisse nach sonographischer Exposition zeigten sich unter den männlichen Teilnehmern geringer als ohne Zusatzintervention (MSUS vs. CON: P=0.020). Die weiblichen Teilnehmer beschrieben die anatomische Orientierung im Raum als anspruchsvoller als ihre männlichen Kommilitonen (P<0.001). Den größten Nutzen aus einer zusätzlichen ASK-Lehreinheit zog nach einer Woche der Lerntyp Akkomodierer, wobei der Unterschied zur Kontrollgruppe nicht signifikant war. Innerhalb der ASK-Gruppe wies der Lerntyp Assimilierer ein signifikant geringeres anatomisches Wissen im Vergleich zu den weiteren Kolb´schen Lerntypen auf (P=0.032) und profitierte somit nicht von der arthroskopisch unterstützten Lehrform.

Schlussfolgerung: Die Implementation von multidimensionalen Lehrangeboten zusätzlich zum Präparationskurs während der anatomischen Ausbildung im Medizinstudium ist bezüglich komplexer Gelenksanatomie gewinnbringend, aber nicht für alle Studenten gleich attraktiv. Eine individuelle Lehrform erscheint sinnvoll, wenn auch schwer praktikabel.