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Die Teilnavigation nur des tibialen Schnitts mit femoralem modifiziert bandspannungsadaptiertem Vorgehen – ein prospektiv randomisierter Vergleich mit der konventionell navigierten Technik
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Ausrichtungsgenauigkeit und Bandspannungsadaptation konnten bei Implantation einer Knie-TEP durch die Navigation optimiert werden. Allerdings besteht die Gefahr von Frakturen und Gefäß-/Nervenverletzungen durch die Pinbohrungen und die OP-Zeit wird nach systemat. Literaturrecherchen um durchschnittlich 14-20 Minuten verlängert. Neue pinfreie Versionen können die genannten Risiken eliminieren und eine enorme Zeitersparnis bringen. Allerdings kann diese reduzierte Navigation keine Bandspannung darstellen. Die Modifikation der bandspannungsadaptierten OP-Technik kann zudem eine physiologischere postoperative Kinematik erreichen.
Mit der Studie sollte daher evaluiert werden,
- 1.
- ob die Teilnavigation nur des tibialen Schnittes (Zeitaufwand im pinfreien express workflow etwa 1 Minute) mit nachfolgendem bandspannungsadaptierten Aufbau eine ausreichende Genauigkeit im Vergleich zur konventionellen navigierten Technik liefert und
- 2.
- wie weit eine modifizierte Technik zur Wiederherstellung einer physiologischeren Kinematik von den konventionell navigationsbasierten Schnitten abweicht.
Methodik: 60 Patienten mit primärer Gonarthrose wurden randomisiert eingeschlossen. Je 30 Patienten erhielten eine Standard-Knie-TEP-Implantation (DePuy PFC CR) navigiert bzw. eine neue modifizierte bandspannungsadaptierte OP-Technik, wobei nur der tibiale Schnitt konventionell navigiert wurde. Die femoralen Schnitte wurden bandspannungsadaptiert in einer modifizierten Technik nach Ranawat mit vermehrtem Erhalt der distalen und posterioren Kondylen ausgerichtet und die Abweichung zur Planung der Navigation aufgezeichnet.
Die postoperative Auswertung erfolgte radiologisch sowie klinisch und mittels etablierter Scores (KSS, WOMAC).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die kurzfristigen klinischen Ergebnisse zeigten zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der erhobenen Scores.
Die postoperative Beinachse befand sich in allen Fällen innerhalb der 3° Varus-/ Valgusabweichung. Die modifizierte Technik konnte in allen Fällen angewandt werden. Es zeigte sich eine signifikante Abweichung (p<0,05) von der navigierten vorgeschlagenen Planung: Schnitt femoral distal im Mittel 2,3 mm weniger, femoral anterior im Mittel 2,8 mm weniger und die Flexion der Femurkomponente im Mittel um 2,8° mehr.
Die Kinematik der mit der modifizierten OP-Technik operierten Patienten zeigte ein vermehrtes laterales roll-back in Flexion (p<0,05). Zudem wurde die Gelenklinie weniger proximalisiert, die Flexion war erhöht und die Instabilität insbesondere in midflexion reduziert (p<0,05).
Die Teilnavigation nur des tibialen Schnittes mit nachfolgendem bandspannungsadaptierten Aufbau liefert eine ausreichende und reproduzierbare Genauigkeit bei enormer Zeitersparnis. Durch Modifikation der OP-Technik bei Implantation einer Knie-TEP lassen sich physiologischere Bewegungsabläufe reproduzieren, die postoperative Probleme mit dem Kunstgelenk möglicherweise reduzieren könnten. Längerfristige Ergebnisse bleiben abzuwarten.