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Der alte Patient mit Schenkelhalsfraktur: Verweildauerverkürzung und schnellere Operation durch ein Zentrum für Alterstraumatologie?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Sowohl aus dem anglo-amerikanischen wie auch dem deutschsprachigem Raum wird von interdisziplinärer chirurgisch-geriatrischer Betreuung alterstraumatologischer Patienten berichtet. In Deutschland bemüht sich die AG Alterstraumatologie der DGU aktuell um ein Zertifizierungsmodell solcher Kooperationsformen. Diese gibt es in verschiedenster Ausprägung, von loser Kooperation getrennter Einrichtungen bis hin zu Zentrumsstrukturen mit täglichen interdisziplinären Visiten. Bisher nicht abschließend geklärt ist, ob solche durchaus aufwändigen Kooperationen tatsächlich Vorteile bringen.
Ziel unserer Studie war die Untersuchung möglicher Veränderungen der Krankenhausverweildauer sowie des Intervalls zwischen Krankenhauseinlieferung und Operation nach Implementierung eines Zentrums für Alterstraumatologie in Zentrumsstruktur. Verglichen wurden dabei Patienten mit Schenkelhalsfraktur vor und nach Gründung der Einrichtung.
Methodik: An einem kommunalen Krankenhaus der Maximalversorgung (überregionales Traumazentrum) wurde ein alterstraumatologisches Zentrum eingerichtet. Die Station wurde dabei sowohl mit Unfallchirurgen als auch mit Geriatern besetzt; die täglichen Visiten erfolgen gemeinsam. Für die wichtigsten Altersfrakturen wie auch für häufige geriatrische Probleme wurden Diagnostik- und Behandlungsstandards eingeführt.
Im Sinne einer retrospektiven Kohortenstudie wurden nun alle Patienten über 60 Jahre untersucht, die wegen Schenkelhalsfraktur mittels Duokopfprothese versorgt worden waren. Wir verglichen dabei die Patienten des ersten Jahres nach Gründung des Alterstrauma-Zentrums mit denen des letzten Jahres vor Gründung dieser Einrichtung. Verweildauer und die Zeit bis zur OP wurden mittels Varianzanalyse verglichen. Um die Stärke des Einflussfaktors "Gründung eines Alterstrauma-Zentrums" einschätzen zu können wurde sie mittels Regressionsanalyse mit dem Einflussfaktor "chirurgische Frühkomplikationen" verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 115 Patienten des Zentrums wurden mit 169 Vorjahres-Patienten verglichen, die keine interdisziplinäre Behandlung erhalten hatten. Das Durchschnittsalter war praktisch unverändert(81,9 Jahre vs. 81,5 Jahre; p=0,7), ebenso die Geschlechtsverteilung. Die Verweildauer ging nach der Gründung des Zentrums signifikant zurück (13,9 Tage vs. 16,8 Tage; p=0,007). Dasselbe traf für die Zeit bis zur OP zu (Rückgang von 3,0 Tagen auf 2,1 Tage; p=0,029). Das Auftreten chirurgischer Komplikationen führte zu einer Verlängerung der Verweildauer um durchschnittlich 5,3 Tage (p=0,005), während die Behandlung in einem Alterszentrum die Verweildauer um ca. 3,0 Tage zu verkürzen vermochte. Auf die Häufigkeit chirurgischer Komplikationen selbst hatte die Gründung des Zentrums keinen signifikanten Einfluss.
Wir schlussfolgern, dass die Gründung eines interdisziplinären Alterstrauma-Zentrums bereits im ersten Jahr zu signifikanten Verweildauerverkürzungen führt, deren Größenordnung mit der vermiedener chirurgischer Komplikationen vergleichbar ist.