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Die späte periprothetische Femurfraktur als Ursache für Revisionen nach zementfreier Hüftendoprothetik
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Die späte periprothetische Femurfraktur ist eine schwerwiegende Komplikation in der Hüftendoprothetik und häufig mit einem schlechten klinischen Outcome sowie einer hohen Mortalität verbunden. Die Bedeutung der periprothetischen Femurfraktur als Ursache für Revisionen findet in den letzten Jahren zunehmende Beachtung. Bisher liegen keine uns bekannten Daten zur Prävalenz der periprothetischen Femurfraktur nach primärer Hüftendoprothetik mit zementfreien Hüftschäften im Langzeitverlauf (>20 Jahre) vor. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die kumulative Prävalenz der periprothetischen Femurfraktur nach Implantation eines zementfreien Titangeradschaftes im Langzeitverlauf nach 20–25 Jahren zu ermitteln. Ausserdem sollen mögliche Risikofaktoren untersucht werden.
Methodik: In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurde die kumulative Prävalenz der postoperativen periprothetischen Femurfraktur in einer konsekutiven Serie von 354 primären Hüft-TEP Implantationen bei 326 Patienten mittels der Kaplan-Meier Methode geschätzt. Als Endpunkt in der statistischen Analyse wurde der operative Eingriff am Hüftgelenk aufgrund periprothetischer Femurfraktur definiert. Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum lag bei 22 Jahren (20–25 Jahre).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei der letzten Nachuntersuchung waren 126 Patienten (136 Hüften) verstorben und 4 Patienten (5 Hüften) galten als „lost to follow-up“. Während des gesamten Nachuntersuchungszeitraums traten 21 späte periprothetische Femurfrakturen bei 21 Patienten auf. Bei 12 Hüften war eine Schaftrevision notwendig. 9 Hüften wurden mittels Osteosynthese versorgt. Die kumulative Prävalenz der periprothetischen Femurfraktur lag 10 Jahre postoperativ bei 1,6%, 20 Jahre postoperativ bei 5,7% und 22 Jahre postoperativ bei 8,9% (95% Konfidenzintervall: 5,5%–14,1%). Im Vergleich dazu lag die Rate der Schaftrevisionen aufgrund aseptischer Lockerung in diesem Kollektiv nach 22 Jahren bei 5,1%. 16 der 21 Frakturen traten mehr als 10 Jahre nach der Primärimplantation auf. Der Frakturmechanismus war in der weit überwiegenden Zahl der Fälle ein direkter Sturz auf das endoprothetisch versorgte Hüftgelenk. Eine Assoziation zwischen dem Auftreten einer periprothetischen Fraktur und Geschlecht oder Alter bei Primärimplantation bestand nicht.
Diese Ergebnisse zeigen die Bedeutung der periprothetischen Femurfraktur als Ursache für Revisionseingriffe nach der primären Versorgung mit zementfreien Hüftschäften. Die Revisionsraten aufgrund periprothetischer Fraktur steigen im Langzeitverlauf deutlich an. Wir gehen davon aus, dass die Bedeutung der periprothetischen Femurfraktur aufgrund zu kurzer Beobachtungszeiträume bisher weit unterschätzt wurde. Weitere Untersuchungen zu Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten sind notwendig.