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Ist die Versorgung von Radiusköpfchenfrakturen durch bioresorbierbare Polypins® der Versorgung durch Metallimplantate überlegen?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob die Versorgung von Radiusköpfchenfrakturen durch bioresorbierbare Polypins® der Versorgung durch Metallimplantate in der klinischen und radiologischen Untersuchung überlegen ist.
Methodik: In einer prospektiven Studie wurden insgesamt 46 Patienten mit Radiusköpfchenfraktur mit einem Langzeit-Follow-up von durchschnittlich 9,1(±3,1) Jahren postoperativ klinisch und radiologisch nachuntersucht. Voraussetzung für die Aufnahme in die Studie war eine Radiusköpfchenfraktur nach AO vom Typ 21B2.1, 21B2.2 oder 21B2.3. Gruppe I enthielt 22 Patienten, die durch Metallimplantate wie Kirschnerdrähte, Minifragmentschrauben oder Metallplatten versorgt wurden. Gruppe II bestand aus 24 Patienten, deren Radiusköpfchenfraktur durch Polypins® (Poly-L-DL-Laktid) versorgt wurde.
Sämtliche Patienten erhielten einen standardisierten Fragebogen. Klinisch wurden unter anderem der Bewegungsumfang in Extension/Flexion und Supination/Pronation, als auch der Ruheschmerz und Druckschmerz auf dem Radiusköpfchen mittels VAS erfaßt. Die anamnestischen und klinischen Daten wurden mittels DASH-Score und Broberg-Morrey-Score ausgewertet. In der radiologischen Nachuntersuchung wurden standardisiert jeweils 7 Kriterien für eine Arthrose begutachtet und mit jeweils 0-3 Punkten bewertet. Aus der Gesamtpunktzahl wurde die Ausprägung der Arthrose zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung bestimmt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Arbeitsunfähigkeit postoperativ lag in Gruppe I bei 45,8 (0-150) Tagen und in Gruppe II bei 50,3 (7-270) Tagen. Bei 12 von 22 Patienten der Gruppe I war zwischenzeitlich eine Metallentfernung erfolgt. In 7 Fällen erfolgte dies aufgrund von Bewegungseinschränkungen, bei 5 Patienten erfolgte die Metallentfernung in Beschwerdefreiheit. Der Bewegungsumfang lag in Supination/Pronation in Gruppe I bei 81-0-83° und in Gruppe II bei 86-0-85°. Die Flexion betrug im Durchschnitt 138° sowohl in Gruppe I als auch Gruppe II. 1 Patient aus Gruppe II wies ein Streckdefizit von 25° auf. Darüber hinaus war die Extension stets frei. Im Dash-Score wurde für Gruppe I ein Durchschnittswert von 6,9 und für Gruppe II von 5,6 ermittelt. Der Broberg-Morrey-Score lag für Gruppe I im Mittel bei 89,0 Punkten und für Gruppe II bei 92,7 Punkten. In Gruppe I wurden gemäß Broberg Morrey-Score 95% und in Gruppe II 100% sehr gute und gute Ergebnisse erzielt. Radiologisch wiesen in Gruppe I 2 Patienten keine, 15 eine leichte und 5 eine mittelgradige Arthrose auf. In Gruppe II waren es entsprechend 8, 13 und 3 Patienten. Eine ausgeprägte Arthrose fanden wir bei keinem Patienten. Wir konnten bei keiner der von uns erhobenen Daten signifikante Unterschiede zwischen einer Versorgung mittels bioresorbierbaren Polypins® und Metallimplantaten feststellen. Somit weist keines der untersuchten Verfahren eine deutliche Überlegenheit auf. Die Entscheidung des Osteosyntheseverfahrens sollte sich daher an den anfallenden Kosten orientieren.