Artikel
Zum Stellenwert der Tunnelaufweitung des tibialen Bohrkanals nach VKB Ersatz: mittelfristige Ergebnisse einer vergleichenden prospektiven Studie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Im Rahmen vieler Publikationen nach Ersatz des vorderen Kreuzbandes wird häufig eine deutliche Aufweitung der Bohrkanäle beschrieben. Insbesondere zeigt der tibiale Bohrkanal z.T. ein erhebliches tunnel widening. Die klinische Bedeutung dieser radiologischen Beobachtung wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Ziel unserer Studie war es daher die Bedeutung der Tunnelaufweitung im Bezug auf zwei verschiedene Operationstechniken und unter Verwendung verschiedener Transplantate, in Hinblick auf den klinischen Befund und die Auswirkung auf die Stabilität des Kniegelenkes zu untersuchen.
Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden 224 Patienten nach isoliertem Ersatz des vorderen Kreuzbandes durchschnittlich 24 Monate postoperativ nachuntersucht. Davon wurden 98 in einer arthroskopischen Technik unter Verwendung eines STS Transplantates mit gelenkferner Fixation versorgt. 126 Patienten wurden in einer Miniarthrotomie und Zweikanaltechnik und gelenknaher, pressfit Fixation unter Verwendung eines autologen BTB Transplantats versorgt. Die klinische Evaluierung erfolgte Anhand der Kriterien des IKDC-Scores. Die instrumentelle Stabilitätsmessung wurde mit dem Arthrometer KT-1000 durchgeführt. Die Beurteilung des tibialen Bohrkanals erfolgte unter Verwendung konventioneller Röntgenbilder des Kniegelenkes in 2 Ebenen. Das Aktivitätslevel wurde gemäß dem Tegner-Score evaluiert. Die erhobenen Einzelparameter wurden einer Korrelationsanalyse zugeführt
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Patienten, die mittels STS Transplantat versorgt wurden zeigten in 73,5% der Fälle eine Aufweitung des tibialen Bohrkanals. In der BTB Gruppe konnte bei 53,4% eine Tunnelaufweitung beobachtet werden. Die Evaluierung nach IKDC erbrachte in der STS Gruppe erbrachte in 80,3% einen „Normal“ bis „fast Normalbefund“. In der BTB Gruppe konnte in 85,6% der Patienten ebenfalls ein „Normal“ bis „fast Normalbefund“ erhoben werden. Die KT-1000 Messung zeigte eine maximale manuelle vordere Schublade bis zu 3mm in 88,6% für die PTS bzw. in 79,8% für die STS Gruppe.
Die Tegenerscoreauswertung zeigte ein durchschnittliches Aktivitätsniveau von 4,9 für die BTB bzw. 5,3 für die STS Gruppe. Die Korrelationsanalyse erbrachte in der STS und in der BTB Gruppe keine signifikante Korrelation zwischen dem klinischen Befund und dem tunnel widening. Es zeigte sich eine signifikante Korrelation p>0,05 zwischen Stabilität und tunnel widening in der STS Gruppe bei fehlender Korrelation in der BTB Gruppe. In beiden Op-Techniken konnten überwiegend stabile Kniegelenke und klinisch gute Resultate nach VKB Ersatz erzielt werden. Allerdings zeigte sich ein höherer Anteil des tunnel widenings in Bezug auf die gelenkferne Fixation mittels STS Transplantat im Vergleich zu der gelenknahen Fixation mit Auswirkung auf die mittelfristig erzielte Stabilität, jedoch ohne Nachweis einer klinischen Korrelat.