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Mikrovaskuläre Reaktion der quergestreiften Muskulatur auf gängige Implantatlegierungen: eine vergleichende Studie zwischen Ti-6Al-7Nb und Ti-6AL-4V
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Die Beeinträchtigung der Mikrozirkulation der Skelettmuskulatur durch ein Biomaterial kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Wegen der hervorragenden biomechanischen Eigenschaften sowie der Korrosionsbeständigkeit sind Werkstoffe aus Ti-6Al-4V und Ti-6Al-7Nb in der Orthopädie-Unfallchirurgie verbreitet. Deshalb war es Ziel dieser Studie, das nutritive Perfusionsverhalten und die Leukozytenreaktion des Skelettmuskels auf diese Materialien zu untersuchen, um Aufschlüsse über ein mögliches inflammatorisches Potenzial zu erhalten.
Methode: Im Rückenhautkammermodell am Syrischen Goldhamster wurden mittels intravitaler Fluoreszenzmikroskopie die Perfusion (Plasmafärbung: FITC-Dextran) sowie die leukozytäre Reaktion (Leukozytenfärbung: Rhodamin-6G) der Skelettmuskulatur nach Implantation der Materialien Ti-6Al-4V und Ti-6Al-4Nb als Plättchen (jeweils n=6; Größe 2x2x0.5mm) und in Partikelform (2mm3) im Vergleich zu einer leeren Kontrollgruppe (n=6) über einen Zeitraum von 7 Tagen untersucht.
Ergebnisse: Die Implantation von Ti-6Al-4V und Ti-6Al-7Nb in Plättchenform in die Rückenhautkammer führte zu einer transienten, im Vergleich zu den Partikeln verstärkten Aktivierung der Leukozyten-Endothelzell-Interaktion mit Erholungstendenz im weiteren Zeitverlauf. Hinsichtlich der Leukozytenreaktion zeigten sich zum Teil gegenüber den Kontrolltieren signifikant erhöhte Werte für die Gruppen der implantierten Plättchen. Ein ähnliches Ergebnis ergab sich auch bei der Untersuchung der Gefäßpermeabilität. Hier waren die Werte der Gruppen mit implantierten Plättchen signifikant höher als diejenigen der Gruppen mit implantierten Partikeln und die Gruppe der Kontrolltiere. In der Gruppe mit implantierten Ti-6Al-7Nb-Partikeln konnte wegen eines Ödemes des Gewebes in der Kammer nach dem Zeitpunkt 24h post implantationem bei vitaler Rückenhaut keine Befunde mehr erhoben werden.
Schlussfolgerung: Auf mikrovaskulärer Ebene besitzen die untersuchten Titanlegierungen eine vergleichbar gute Biokompatibilität sowohl in Plättchen- als auch in partikulärer Form. Die verhältnismäßig höhere Gesamtoberfläche in den Partikelgruppen mit allen möglichen Folgen wie mechanische Irritation, Diffusion von Elementen in das Gewebe mit Gefahr der Allergisierung, Zytotoxizität, Mutagenität usw., scheint sich im Rückenhautkammermodell nicht negativ auf die mikrovaskuläre Perfusion auszuwirken.