Artikel
Etablierung eines Behandlungspfades für die Knieendoprothetik – Prozesskostenbetrachtung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Mit der Einführung eines auf einem Clinical Pathway aufbauenden, strukturierten Programms für Patienten, bei denen eine Knieendoprothesenimplantation vorgesehen ist, haben wir zwei Ziele verfolgt. Durch eine verbesserte Information des Patienten und eine optimale Organisation des Behandlungsablaufs sollte die vom Patienten wahrgenommene Behandlungsqualität erhöht und Ressourcen durch Effizienzsteigerungen eingespart werden. Lässt sich das Ziel einer Kostensenkung durch die Einführung des Behandlungsprogramms erreichen?
Methodik: Seit August 2005 werden Patienten, bei denen eine Knieendoprothese implantiert werden soll, im Rahmen des Joint-Ventures® Programms (Fa. Stryker, Duisburg) behandelt. Dieses Programm wurde in einem alle Berufsgruppen einschließenden Prozess auf die deutschen und klinikspezifischen Bedürfnisse angepasst und an der Klinik eingeführt. Wesentliche Bestandteile des Programms sind die Vorbereitung des Patienten auf die Operation und stationäre Behandlung durch ausführliche Aufklärungs- und Informationsmaterialien und die Zusammenfassung der Patienten zu einer Gruppe, die zeitlich parallel die stationäre Behandlungsphase durchläuft. Begleitend wurde eine Prozesskostenrechnung in Kooperation mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers durchgeführt. Es wurden die Prozesskosten einer nach dem Programm behandelten Patientengruppe mit denen von nicht im Rahmen des Programms behandelten Patienten verglichen. Um eine Vergleichbarkeit der ermittelten Kosten zu erzielen, sind s.g. Overhead-Kosten nicht ausgewertet worden. Die Datenerhebung erfolgte im September und Oktober 2005.
Ergebnisse: Die Auswertung ergab keine Kostenvorteile für die im Rahmen des Programms behandelten Patienten. Dies lässt sich vorwiegend durch eine postoperativ gesteigerte Behandlungsintensität in der Physiotherapie und einer im Vergleich zum bisherigen Protokoll nicht wesentlich gesenkten Verweildauer begründen. Die Zufriedenheit der Patienten und die Akzeptanz bei Patienten und Mitarbeitern waren jedoch deutlich erhöht.
Schlussfolgerung: Knapper werdende Ressourcen und die Notwendigkeit, sich auf die Herausforderungen des Gesundheitsmarktes einzustellen, erfordern Optimierungen im Behandlungsprozess. Dabei müssen auch Kostengesichtspunkte berücksichtig werden. Andererseits ist die Erreichung einer hohen medizinischen und vom Patienten wahrnehmbaren Behandlungsqualität von entscheidender Bedeutung. Die Etablierung einer Prozeßkostenrechnung führt zu einer erhöhten Transparenz im Hinblick auf die generierten Kosten und damit zu einer verbesserten Steuerung der Leistungserbringung. Zudem können die finanziellen Auswirkungen von Entscheidungen hinsichtlich der Einführung moderner Behandlungskonzepte beurteilt werden. Die weitere Optimierung des Programms auf dem Boden der vorliegenden Prozesskostenrechnung lässt eine kostenoptimierte Behandlung bei verbesserter Behandlungsqualität erwarten.