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Die computer-assistierte ventrale Spondylodese bei thorako-lumbalen Frakturen: reduzierte Strahlenbelastung bei höherer Sicherheit
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Die möglichen Vorteile eines computer-assistierten Vorgehens durch reduzierte Strahlenbelastung, höhere Präzision und Sicherheit sind bei der ventralen Fraktur-Spondylodese evident, bislang aber nicht umgesetzt. Ziel war die Entwicklung geeigneter Instrumente und eines referenzierten Operationsmodules zur computer-assistierten ventralen Spondylodese.
Methoden
Bei Patienten mit instabilen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule wurde in stabiler Seitenlagerung ein navigierter Prototyp von Knochenmeißel (MIASPAS, Aesculap) mit Hilfe eines C-arm Moduls (Solaris 8, Surgigate, Medivision) zur computer-assistierten Spondylodese eingesetzt.
Ergebnisse
14 weibliche (39.0 ± 5 Jahre) und 13 männliche Patienten (46.3 ± 3 Jahre) wurden meist nach Stürzen oder Verkehrsunfällen (14 Typ A, 10 Typ B, 3 Typ C Verletzungen, 3 Querschnitte), davon 4 fehlverheilte primär konservativ therapierte Frakturen, ventral stabilisiert. 3 Patienten wurden nur ventral, 24 kombiniert, davon 2 in einer Sitzung operiert. Der Wirbelkörperersatz erfolgte in 14 Fällen mit einem Titancage (Synex (Synthes), Obelisc (Ulrich), in 13 Fällen mit Beckenkammspan und winkelstabilem Schrauben-Plattensystem (MACS, Aesculap; MISS, Synthes). 3 x Lumbotomie (1 LWK1, 1 LWK2, 1 LWK3), 24 x thorakoskopisches Vorgehen (2 BWK7, 2 LWK1). Die dynamische Referenzbasis (DRB) wurde 24 x am Beckenkamm und 3 x an der Wirbelsäule (2 BWK9, LWK3) platziert. Die mittlere Schnitt-Naht-Zeit lag bei 221.2 ± 12 Minuten, die Gesamtdurchleuchtungszeit bei 92.4 ± 9 s (präoperativ 30.4 ±6 s, intraoperativ 61.9 ± 6 s, davon Bildaquisition 17.6 ± 3 s, Spickdrahtkontrolle 18.9 ± 3 s, Implantatkontrolle 25.5 ± 3 s). Die kontinuierliche videoskopische und Software-kontrollierte Referenzierung der Meißelposition an den MACS-Zielspickdrähten zeigte eine reproduzierbare und exakte sowohl becken- als auch wirbelsäulen-referenzierte Navigation. Die Lernkurve führte zur deutlichen Reduktion der intraoperativen Durchleuchtungszeit ohne methodenabhängige Komplikationen.
Schlussfolgerungen
Der Einsatz eines computer-navigierten Meißels zur Wirbelkörperbearbeitung, ob nun über den Beckenkamm oder die Wirbelsäule referenziert, ist mit hoher Genauigkeit und Sicherheit durchführbar. Der virtuelle Meißelvorgang im navigierten Röntgenbild erzeugt unter Berücksichtigung des zweidimensionalen thorakoskopischen Bildes eine dreidimensionale Raumvorstellung. Auf Durchleuchtungsschritte kann verzichtet werden, was die intraoperative Durchleuchtungszeit um ca. 30-40 % reduziert. Das Spanbett kann exakt dreidimensional ausgebildet werden und ermöglicht so die präzise Einbringung von Knochenspänen oder auch Titanspacern. Plattenosteosynthesen können exakt platziert werden. Zusammenfassend bringt die neue Methode höhere Sicherheit bei gleichzeitig deutlicher Reduktion der Strahlenbelastung.