Artikel
Endokrinologische Parameter der akuten psychischen Unfallverarbeitung.
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung
Als Kofaktor für die Entwicklung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTSD) wird die endokrine Antwort auf das traumatische Ereignis diskutiert. Insbesondere Studien zur endokrinologischen Reaktion auf psychische Traumen stützen die Hypothese, dass eine negative Korrelation zwischen der initialen Cortisol-Sekretion und der Entwicklung einer PTSD besteht. Im Rahmen einer prospektiven Studie sollte die Hypothese überprüft werden, ob nach Unfällen mit Verletzungen des Bewegungsapparates ebenfalls eine Korrelation zwischen der psychologischen Unfallverarbeitung und der posttraumatischen Cortisol- und/oder Katecholaminsekretion nachzuweisen ist.
Methoden
Bei 50 Unfallverletzten mit einem ISS-Score < 10 wurden innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Unfall die Kortisol- und Katecholaminkonzentration im 24 Stunden Sammelurin bestimmt. Gleichzeitig wurde die psychologische Reaktion auf den Unfall durch validierte Fragebögen zu dissoziativen Symptomen (PDEQ), akuten Stress-Reaktionen (ASDS) sowie Merkmalen zum Umfallgedächtnis (IMQ) evaluiert.
Ergebnisse
Es wurden 39 Männer und 11 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 39 Jahren (19 - 67) untersucht. Der mittlere ISS Score lag bei 6 (1-9). Die Cortisol - Ausscheidung / 24 Std. wies eine erhebliche Schwankungsbreite auf. (Min. 18, Max 506, Mittel 164 µg/24 h). Die Noradrenalin - Ausscheidung variierte zwischen 13 und 107 µg/24h (Mittl. 48 µg/24h). Die Korrelationsanalyse mit den Kennwerten der Fragebögen ergab eine positive Korrelation zwischen dem Auftreten peritraumatischer Dissoziationen und sowohl der Cortisol- (r=.318, p<0.05) als auch der Noradrenalinausscheidung (r=. 283, p<0.05). Die Korrelationstests Messwerte bzgl. ASDS und IMQ erreichten das Signifikanzniveau nicht.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen der akuten Verarbeitung des Unfallgeschehens auf psychologischer Ebene mit der Aktivierung des NNH - Systems besteht. Im Rahmen der Nachbeobachtung der Patienten wird zu klären sein, ob diese intiale endokrine Reaktion auf ein Trauma als Prädiktor für die Entwicklung einer PTSD nach Verletzungen des Bewegungsapparates verwertbar ist.