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Schockraum-Sonografie: Effektivität kommt vor Effizienz. Meta-Analyse-Update 2003.
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Die Ultraschalluntersuchung ist fester Bestandteil im diagnostischen Schockraum-Algorithmus bei stumpfem Bauchtrauma und Mehrfachverletzungen. In einer Meta-Analyse erwies sich die Sonografie als wenig sensitiv. In einem Update dieser Arbeit wurde überprüft, ob durch Einschluss aktueller Publikationen eine Veränderung der diagnostischen Charakteristika resultiert.
Methoden
Prospektive Studien aus dem Publikationszeitraum Januar 1957- November 2002 wurden unabhängig von der Sprache in den Datenbanken Medline/ Oldmedline, Embase und dem Cochrane Controlled Trials Register, durch eine Handsuche und eine freie Internet-Rechercheidentifiziert. Die qualitative Bewertung erfolgte durch zwei Autoren anhand von Kriterien des Centre for EBM, Oxford. Als Zielkriterien wurden ein zusammengesetzter Endpunkt (freie Flüssigkeit und/ oder Organverletzung) sowie die einzelnen Endpunkte des Nachweises eines Hämoperitoneums und der Detektion einer Parenchymverletzung festgelegt. Nach Erstellung von Vierfeldertafeln wurden Summary Receiver Operating Characteristics (SROC) und Q*-Werte berechnet. Der Q*-Wert beschreibt den Punkt der SROC-Kurve mit identischer Sensitivität und Spezifität. Zusätzlich wurden die gemeinsamen positiven und negativen Likelihood Ratios (LR) im Random-Effects-Modell ermittelt.
Ergebnisse
Von 957 identifizierten Studien enthielten nach Durchsicht von Titel und/ oder Abstract 349 Arbeiten potenziell verwertbare Informationen. Berücksichtigt werden konnten 67 Studien, von denen neun aufgrund einer Mehrfachpublikationen von der Meta-Analyse ausgeschlossen wurden; 58 Studien mit Einschluss von 16361 Patienten standen für die statistische Auswertung zur Verfügung. Zwei Drittel aller Studien erfüllten maximal zwei von sechs möglichen Qualitätskriterien, nur in 40% der Protokolle wurde ein diagnostischer Referenzstandard unabhängig angewendet. Für den gemeinsamen Endpunkt und den Nachweis freier Flüssigkeit resultierte ein Q*-Wert von 0,91, für die Detektion von Organverletzungen ein Q*-Wert von 0,90. Mit steigender methodischer Qualität nahmen die Q*-Werte ab und lagen in den qualitativ hochwertigsten Studien unter 0,80. Bei einer negativen LR von 0,23 für den zusammengesetzten Endpunkt muss bei einer angenommenen Prävalenz intraabdomineller Verletzungen von 35% trotz negativem Sonogramm von einer Nachtest-Wahrscheinlichkeit von wenigstens 11% ausgegangen werden. Bei Kindern zeichnete sich eine noch ungünstigere Testcharakteristik ab (negative LR=0,43), die Nachtest-Wahrscheinlichkeit beträgt bei einer Prävalenz von 35% wenigstens 19%.
Schlussfolgerungen
Diagnostische Verfahren müssen auf unterschiedlichen Ebenen bewertet werden. Hierzu gehören die Effektivität (misst der Test, was er messen soll?) und die Konsequenzen für die klinische Praxis (Effizienz, Wirkungsgrad). Die Schockraum-Sonografie hat bei hoher Spezifität eine unzureichende Sensitivität und ist für den sicheren Ausschluss von intraabdominellen Verletzungen ungeeignet.