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Die bipedikuläre Ballon-Kyphoplastie bei osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen des alten Menschen - 1-Jahres-Ergebnisse.
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
Text
Fragestellung
Führt die bipedikuläre Ballon-Kyphoplastie bei der operativen Versorgung osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen zu einer subjektiven und objektiven Schmerzlinderung und einer radiologischen Wiederaufrichtung des betroffenen Wirbelkörpers?
Methoden
Im Rahmen einer prospektiven, randomisierten Studie wurden osteoporotische Wirbelkörperfrakturen bei über 60-Jährigen mittels bipedikulärer Ballon-Kyphoplastie stabilisiert. Dabei wurde entweder ein Kalziumphosphat- oder PMMA-Zement randomisiert verwendet. Prä- und postoperativ sowie nach 6, 12 und 24 Wochen erfolgte die Erhebung folgender Daten:
- Visual-Analog-Score (VAS) und
- subjektive Schmerz-Benotung von eins bis sechs, sowie
- bisegmentaler Grund-Deckplattenwinkel (GDW2) und
- Wirbelkörpervorder- und -hinterkantenhöhe jeweils mittels Nativ-Röntgen.
Zudem wurde im postoperativen CT ein möglicher extrakorporeller Zementaustritt erfaßt.
Im gesamten Jahr 2002 wurden 25 Patienten eingeschlossen. Das Durchschnittsalter lag bei 72 Jahren (60-90). 21 Patienten gaben ein Trauma innerhalb der letzten 40 Tage an, 4 Patienten konnten sich nicht an ein Trauma erinnern. Die Lokalisation der Fraktur betraf ausschließlich den thorakolumbalen Übergang. Es handelte es sich ausschließlich um A-Verletzungen.
Ergebnisse
Bei 10 Patienten wurde Kalziumphosphat-Zement (durchschnittlich 8,0 ml), bei weiteren 15 PMMA-Zement (7,5 ml) implantiert. 22 Patienten äußerten eine deutliche subjektive Schmerzlinderung um mindestens zwei Notenstufen unabhängig von der jeweiligen Randomgruppe. Der VAS erwies sich im vorliegenden geriatrischen Krankengut als methodisch insuffizient und nicht aussagekräftig. Die durchschnittliche Aufrichtung des GDW2 betrug 5,4°,wobei bei 10 Patienten keine Verbesserung nachgewiesen werden konnte. Die Wirbelkörpervorderkante konnte durchschnittlich um 7,5 mm, die Hinterkante um 3,0 mm aufgerichtet werden, wobei bei 5 Patienten keine Aufrichtung gelang. Wiederum wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Randomgruppen gefunden. Neurologische Komplikationen traten nicht auf. In 6 Fällen kam es zu einer Zementextrusion (davon 3 mal nach intraspinal), die jedoch ohne klinische Folgen blieb. Einmal platzte ein Ballon und einmal wurde bei sechsgliedriger LWS zunächst der falsche Wirbelkörper augmentiert.
Schlussfolgerungen
Die Ballon-Kyphoplastie ist ein geeignetes, wenig traumatisierendes Verfahren zur operativen Behandlung osteoporotischer Frakturen des alten Patienten mit deutlicher subjektiver Schmerzreduktion und Verhinderung einer weiterschreitenden Kyphosierung. Sowohl Kalziumphosphat-, als auch PMMA-Zement erscheinen gleichermaßen geeignet. Problematisch ist die Objektivierbarkeit der Beschwerden.
Den geringen postoperativen Wiederaufrichtungsgrad führen wir auf die Schwierigkeit der Erfassung des tatsächlichen Frakturalters zurück, das bei generalisierter Osteoporose häufig wesentlich älter sein dürfte, als das zuletzt erinnerliche Unfallereignis.