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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie

27.09.-29.09.2012, Karlsruhe

Damage Control bei unbeherrschbarer intrathorakaler Blutung

Meeting Abstract

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  • Roland Tines - Klinikum Fürth, Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Fürth
  • Holger Rupprecht - Klinikum Fürth, Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Fürth

Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie. Karlsruhe, 27.-29.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocHS 1.3

doi: 10.3205/12dgt01, urn:nbn:de:0183-12dgt016

Veröffentlicht: 17. September 2012

© 2012 Tines et al.
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Gliederung

Text

Der schwere Blutverlust führt zu massiven pathophysiologischen Veränderungen des Organismus. Neben der drohenden Exsanguination kommt es zu Azidose, Verlust von Gerinnungsfaktoren mit Einschränkung der Gerinnungsfunktion und Hypothermie im Rahmen der Substitution von Flüssigkeit und auch Blutprodukten. Diese „deadly triad“ von Koagulopathie, Azidose und Hypothermie ist ein sich selbst verstärkender circulus vitiosus.

Das thorakale „Packing“/intrathorakale Tamponade als „damage control“ bei schweren intrathorakalen Blutungen ist bislang in der Literatur nur im Rahmen von Fallbeispielen und -sammlungen und nur wenigen Kleinstudien diskutiert.

Wir besprechen wir in unserer Studie 10 Patienten, bei denen das Verfahren thorakales „Packing“ aufgrund von massiven intrathorakalen Blutungen erforderlich war. Während bei den meisten Fallberichten traumatisch bedingte, schwerste, thorakale Blutungen besprochen werden erweiterten wir unsere Indikationsstellung der intrathorakalen Tamponade bei traumatisch bedingter Blutung hinaus und behandelten Patienten mit Tumorblutungen und septischen Blutungen erfolgreich mit der intrathorakalen Tamponade.

In unserer prospektiven single center Studie erfassten wir in dem Zeitraum von 08/2007 bis 05/2012 konsekutiv 10 Patienten im Alter von 28 bis 70 Jahren.

Wir behandelten 2 traumatische Blutungen, 2 Tumorblutungen und 6 Patienten mit septisch bedingten schwersten intrathorakalen Blutungen mit dem Verfahren des Thorakales „Packing“.

Die Frühletalität bis zum 5. Tag postoperativ betrug 0%, d.h. wir haben keinen Patienten an der akuten Blutung verloren. Die Gesamtüberlebensrate betrug 70%.

Durch das thorakale „Packing“ gelang in allen Fällen die Blutstillung; es konnte entgegen der Erwartung bzw. der ursprünglichen Befürchtung der FiO2 gesenkt werden und die Beatmugsdrucke blieben konstant oder konnten sogar gesenkt werden. Um einen Anstieg der Ventilationsdrucke nach Tamponade und ein thorakales Kompartmentsyndrom zu verhindern wurde der Thorax mit eingenähter Plastikfolie (sog. „Bogotá-bag“) temporär offen belassen.

Das thorakale „Packing“ als Verfahren des „damage control“ bei schwersten intrathorakalen Blutungen ist technisch gut durchführbar. Neben traumatisch verursachten Blutungen konnten wir erfolgreich septische und tumorbedingte Blutungen mit diesem Verfahren beherrschen und eine gute Überlebensrate trotz der schweren, lebensbedrohlichen intrathorakalen Blutung bei unseren Patienten erreichen.